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Erschienen in: Der Chirurg 6/2015

01.06.2015 | Originalien

„Minimal access surgery“

Ein Meinungsbild bei Chirurgen in Mitteldeutschland

verfasst von: A. Weigt, F. Rauchfuss, Y. Dittmar, U. Settmacher, PD Dr. H. Scheuerlein

Erschienen in: Die Chirurgie | Ausgabe 6/2015

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Zusammenfassung

Fragestellung

Anhand einer anonymen Umfrage unter Ärztinnen und Ärzten an mitteldeutschen chirurgischen Kliniken wurde ein Meinungsbild zur „natural orifice transluminal endoscopic surgery“ (NOTES) und Single-Port-Operation (SPO) erhoben. Die subjektive Einschätzung durch die ärztlichen Kollegen stand dabei im Vordergrund und umfasste auch die Formulierung von Methodenvorlieben, falls der Arzt selbst zum Patienten wird.

Methodik

In einem Umkreis von 120 km um Erfurt wurden alle 150 chirurgischen Kliniken angeschrieben und gebeten, ein Set von Fragebögen allgemeiner und persönlicher Natur auszufüllen. Es wurde die Auswertung in Abhängigkeit von der beruflichen Stellung, dem Alter und Geschlecht der Ärzte geplant. Es wurde u. a. um die Einschätzung des Patientenwunsches, kosmetischer Gesichtspunkte und den Einfluss weiterer Faktoren wie „Marketing“, „Industrie“, Spieltrieb des Chirurgen“ oder „Reiz des Neuen“ gebeten.

Ergebnisse

Insgesamt beteiligten sich 83 chirurgische Kliniken mit 432 auswertbaren Fragebögen an unserer Umfrage. Der Frauenanteil betrug 29 %, das Durchschnittsalter lag bei 44 Jahren mit 20 % Chefärzten, 37 % Oberärzten, 20 % Fachärzten und 23 % Assistenzärzten. Der Anteil der konventionellen minimal-invasiven Methoden liegt durchschnittlich bei 30 % der gesamten chirurgischen Eingriffe. 2 Kliniken bieten die transvagiale Hybrid-NOTES (Cholezystektomie) an, 45 % führen SPO durch. 36 % der Kollegen stehen der SPO stark bzw. etwas befürwortend gegenüber, 34 % lehnen NOTES ab. Die zur Anwendung motivierenden Faktoren „Industrie“, „Werbung/Marketing“ und „Reiz des Neuen“ werden von der deutlichen Mehrheit der Befragten (> 70 %) mit „sehr bedeutend“ oder „ziemlich bedeutend“ eingeschätzt. In der Beurteilung des Faktors „Spieltrieb des Chirurgen“ beträgt dieser Anteil 55 %. Der Faktor „Patientenwunsch“ wird von einem Viertel der Befragten als sehr hoch oder hoch eingeschätzt, für 8 % hat er keinen und für 36 % einen geringen Stellenwert. Im eigenen Krankheitsfall wird die konventionelle Laparoskopie als die Methode der Wahl eingeschätzt, NOTES landet auf dem letzten Platz.

Schlussfolgerung

In der subjektiven ärztlichen Einschätzung nehmen die von uns untersuchten „weichen“ Einflussfaktoren (Marketing, Industrie, Spieltrieb des Chirurgen, Reiz des Neuen) im Vergleich zu Patientenkriterien (Patientenwunsch, Kosmetik) einen deutlich höheren Stellenwert ein. Die weichen Einflussfaktoren sind damit nicht grundsätzlich als negativ zu sehen, da sie teils auch notwendig (Marketing), förderlich (Impulse aus der Industrie) oder Bestandteil der chirurgischen Kreativität (Spieltrieb) sind. Die Diskrepanz in der ärztlichen Einschätzung der verschiedenen Faktoren zeigt, dass die Begründung und die Beweggründe unseres Handelns nicht zwangsläufig deckungsgleich sind.
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Metadaten
Titel
„Minimal access surgery“
Ein Meinungsbild bei Chirurgen in Mitteldeutschland
verfasst von
A. Weigt
F. Rauchfuss
Y. Dittmar
U. Settmacher
PD Dr. H. Scheuerlein
Publikationsdatum
01.06.2015
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Die Chirurgie / Ausgabe 6/2015
Print ISSN: 2731-6971
Elektronische ISSN: 2731-698X
DOI
https://doi.org/10.1007/s00104-014-2853-4

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