Mit welcher Therapieform überleben mehr Typ-1-Diabetiker?

Jede vierte Typ-1-Diabetikerin hat mittlerweile in Schweden eine Insulinpumpe, das zeigen die Daten einer Registerstudie. Danach scheinen Patienten mit einer Pumpe auch länger zu leben als Diabetiker, die sich Insulin injizieren. Mehr zum Thema Weitere Beiträge finden Sie im Themenschwerpunkt Diabetologie. Weitere Berichte vom Kongress finden Sie in unserem EASD-Kongress-Dossier. Berichte von der EASD- Jahrestagung 2013 finden Sie hier. Immer mehr Typ-1-Diabetiker nutzen Insulinpumpen. Doch verbessern sich mit dieser Therapieform auch die harten Endpunkte? In einer schwedischen Beobachtungsstudie hat man den Vergleich gemacht: Insulinpumpe versus Insulin-Pen – was passiert jeweils mit den kardiovaskulären Todesraten und der Gesamtmortalität? Die Daten stellte Dr. Soffia Gudbjörnsdottir von der Sahlgrenska University Hospital in Göteborg auf dem EASD-Kongress 2014 in Wien vor. Ein um 30 Prozent geringeres Mortalitätsrisiko Und es taten sich tatsächlich Unterschiede auf: Mehr Patienten mit Pumpe hätten überlebt, berichtete Gudbjörnsdottir. „Sie hatten ein um fast 30 Prozent geringeres Mortalitätsrisiko als Patienten, die sich Insulin mit den Pen spritzten – ein doch recht bemerkenswertes Ergebnis.“ Auch das Risiko für tödliche kardiovaskuläre Ereignisse sank für Patienten, die eine Pumpentherapie bekamen, um 44% (HR: 0,56). Die Daten stammten aus dem Swedish National Diabetes Register, in welches 95% der in Schweden bekannten Typ-1-Diabetiker registriert sind. Von den insgesamt 18.168 Typ-1-Diabetikern hatten 2.441 Patienten während der Studienperiode (ab 2005–2007 bis 2012) eine Insulinpumpe, 15.727 nutzten einen Insulinpen. Mithilfe eines Propensity Score Matching wurde auf Kovariablen korrigiert. Doch warum ist das so? Die Ergebnisse dieser Beobachtungsstudie ließen vermuten, dass Diabetiker von einer Pumpen-Therapie profitieren könnten, sagte Gudbjörnsdottir, denn ihr Risiko für tödliche kardiovaskuläre Ereignisse und das Mortalitätsrisiko war geringer als mit einem Insulin-Pen. Doch, betont sie, „die Pumpe selbst rettet kein Leben, sondern es sind Faktoren, die die Pumpen mit sich bringen, die Leben retten könnten.“ Welche Faktoren das allerdings sind, wisse man noch nicht. „Wahrscheinlich spielt auch die bessere Versorgung, die die Patienten mit einer Pumpen-Therapie erhalten, eine Rolle“, vermutete sie. In Schweden werden Pumpen-Patienten extra geschult und sind gut an dafür spezialisierte Kliniken angebunden. Sicherheit von Medizingeräten zu wenig erforscht „Eine Schlussfolgerung lässt sich aus diesen Ergebnisse nur schwer ziehen“, betonte auch der EASD-Präsident, Andrew Boulton, Manchester, im Rahmen einer Pressekonferenz, bei der die Studienergebnisse diskutiert wurden. Es handele sich ja nur um eine Beobachtungsstudie. Für Menschen mit Typ-1-Diabetes, für die eine Insulinpumpen-Therapie infrage kommt, ist die Pumpe seiner Ansicht nach zwar die beste Therapieform, die es derzeit gibt. Doch noch immer gebe es bei den Pumpen Bedenken mit der Sicherheit. „Deshalb möchten wir dazu noch mehr Forschungsarbeit sehen“, forderte Prof. Dr. Lutz Heinemann, Profil Institut für Stoffwechselforschung in Neuss, der sich selbst als „großer Fan“ der Pumpen bezeichnet. Bisher gibt es wenig klinische Studien zum Nutzen und der Sicherheit von medizinischen Geräten, wozu die Insulinpumpen zählen. So ist es nach Ansicht Heinemanns nötig, den klinischen Gesichtspunkt bei solchen Geräten weiter hervorzuheben, um die Sicherheit und Funktionsfähigkeit der Insulinpumpen besser verstehen und regulieren zu können.

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