Erschienen in:
01.10.2014 | Originalien
Mütterlicher Alkoholkonsum in der Schwangerschaft und fetales Alkoholsyndrom
Risikofaktoren und ihre Bedeutung in der Prävention und frühen Diagnose
verfasst von:
Dr. med. Dipl.-Psych. M.N. Landgraf, Dipl.-Psych., A. Hilgendorff, F. Heinen
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 10/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Mindestens 14 % der deutschen Frauen trinken Alkohol in der Schwangerschaft. Schätzungsweise 4/1000 Kinder zeigen das Vollbild eines fetalen Alkoholsyndroms (FAS).
Ziel der Arbeit
Mögliche Risikofaktoren für mütterlichen Alkoholkonsum und für die Entwicklung eines FAS sollen bestimmt werden.
Material und Methoden
Eine systematische Literaturrecherche von 2001 bis 2013 wurde zur Evaluation der durch europäische Studien belegten Risikofaktoren für mütterlichen Alkoholkonsum durchgeführt. Diese Recherche wurde auf europäische Studien beschränkt, da die darin beschriebenen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Entwicklungen am ehesten mit denen der deutschen Gesellschaft vergleichbar sind. Eine weitere systematische Literaturrecherche wurde zur Evaluation der durch internationale Studien belegten Risikofaktoren für die Entstehung eines FAS durchgeführt. Die sehr geringe Anzahl europäischer Studien hätte hier zu keinem aussagekräftigen Ergebnis geführt; deswegen wurde diese Recherche auf amerikanische und kanadische Studien ausgeweitet.
Ergebnisse
Vor allem gut ausgebildete und gut verdienende, ältere Frauen konsumieren Alkohol in der Schwangerschaft. Allerdings trinken auch vermehrt Frauen Alkohol, in deren Umfeld Alkohol oder Drogen konsumiert werden oder die (andere) Drogen nehmen oder rauchen. Frauen, die unter einer psychiatrischen Krankheit leiden, haben ebenfalls ein höheres Risiko, Alkohol in der Schwangerschaft zu trinken. Häufig liegt eine Kombination verschiedener Risikofaktoren für Alkoholkonsum in der Schwangerschaft vor. Ob eine alkoholkonsumierende schwangere Frau tatsächlich ein Kind mit fetalem Alkoholsyndrom (FAS) oder fetaler Alkoholspektrumstörung (FASD) zur Welt bringt, scheint neben Zeitpunkt, Dauer, Häufigkeit und Menge des Alkoholkonsums von weiteren Faktoren wie Ernährung, Alter, Ethnizität und genetischer Disposition abhängig zu sein.
Schlussfolgerung
Die Kenntnis von Risikofaktoren kann sowohl zur Primärprävention des FAS durch Aufklärung und Unterstützung der betroffenen Mütter und ihrer Familien als auch zur frühzeitigen Diagnose des FAS bei betroffenen Kindern beitragen.