Erschienen in:
01.11.2015 | Leitthema
Multiresistente Keime
Gefahr in Klinik und Praxis
verfasst von:
Dr. Julia Jückstock, T. Blankenstein, K. Friese
Erschienen in:
Die Gynäkologie
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Ausgabe 11/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Zunahme von durch multiresistente Erreger (MRE) verursachten Infektionen stellt ein mittlerweile weltweites Problem dar. Dabei ist die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen v. a. auf übermäßigen Antibiotikagebrauch zurückzuführen. Zur Vermeidung weiterer Resistenzbildungen wird der sparsame Einsatz von Antibiotika gefordert.
Vorkommen
In der gynäkologischen Praxis kommen neben manifesten durch MRE bedingten Infektionen häufig auch asymptomatische Kolonisierungen vor. Im klinischen Umfeld spielen insbesondere Wundinfektionen durch MRSA (methicillinresistente Staphylococcus-aureus-Stämme), in der Perinatalmedizin auch vaginale bzw. zervikale Infektionen durch ESBL („extended-spectrum beta-lactamase“) bildende Erreger oder 3/4MRGN (gegen 3 bzw. 4 Antibiotikagruppen resistente gramnegative Keime) eine Rolle. Dabei ist die maternofetale Transmissionsrate sehr gering, sodass bei MRE-Befall keine Indikation zur frühzeitigen Entbindung oder für eine primäre Sektio gegeben ist. Die präoperative Dekontamination zur Vermeidung postoperativer Wundinfektionen wird kontrovers diskutiert.
Maßnahmen
Neben der Patientenisolierung ist die Einhaltung von Basishygieneregeln sehr wichtig, um eine Übertragung auf andere Patienten und das medizinische Personal möglichst zu vermeiden. Bei MRSA-Befall kann eine Dekontamination versucht werden, bei 3/4MRGN sind solche Sanierungsmaßnahmen jedoch meist nicht erfolgversprechend. Zur Therapie geeignete Antibiotika sind zum größten Teil nur parenteral applizierbar und haben teilweise gravierende Nebenwirkungen.
Ausblick
Mit dem neu entdeckten Antibiotikum Teixobactin könnte in Zukunft eine Substanz verfügbar sein, gegen die es auf mittelfristige Sicht keine Resistenzentwicklung gibt. Klinische Daten hierzu fehlen allerdings noch.