Erschienen in:
01.03.2015 | Originalien
Niedrig dosiertes Naltrexon in der Behandlung dissoziativer Symptome
verfasst von:
Dr. W. Pape, W. Wöller
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 3/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Gemäß der Hypothese, dass eine Blockade von Opioidrezeptoren zu einem Rückgang opiatmodulierter dissoziativer Phänomene führt, wurden seit 1999 Erfahrungen mit Naltrexon zur Behandlung dissoziativer Symptome gemacht, hauptsächlich im Dosisbereich von 25–100 mg/Tag.
Patienten und Methode
In dieser Untersuchung wurden Patienten mit komplexen Traumafolgestörungen und ausgeprägter dissoziativer Symptomatik mit Naltrexon im Dosisbereich von 2–6 mg/Tag (0,06 mg/kg Körpergewicht) behandelt.
Ergebnisse
Auch diese niedrigen Dosierungen erwiesen sich als wirksam. Von insgesamt 15 behandelten Patienten berichteten 11 über sofortige positive Effekte, 7 beschrieben eine anhaltende hilfreiche Wirkung. Die Patienten, die positive Effekte verspürten, berichteten in der Mehrzahl über eine klarere Wahrnehmung sowohl der Umgebung als auch des eigenen inneren Erlebens. So verbesserten sich sowohl die Realitätseinschätzung und -bewältigung als auch die Körper- und Affektwahrnehmung sowie die Selbstregulierung. Die Behandlung zeigte sich als nebenwirkungsarm.
Schlussfolgerung
Die Behandlung mit niedrig dosiertem Naltrexon kann ein hilfreicher Baustein in der Gesamtbehandlung komplex traumatisierter Patienten sein, allerdings sollte beachtet werden, dass die Verminderung von Dissoziationen für Patienten auch eine noch nicht zu bewältigende Überforderung darstellen kann, wenn Dissoziation bisher ein notwendiger Schutzmechanismus war.