Nierenkrebs: Metastasierungsrisiko auch bei kleinen Tumoren?

Beim Nierenzellkarzinom im Stadium T1a mit nur kleinen Raumforderungen ist möglicherweise das Metastasierungsrisiko gering, aber dennoch nicht vernachlässigbar. In einer aktuellen Studie lag der Anteil der Patienten mit Tumoren von 3 bis 4 cm Durchmesser, bei denen Metastasen entdeckt wurden, bei 6%. Bisher gibt es nach Angaben koreanischer Urologen unter anderem vom Seoul National University Hospital keinen Beleg für eine klare Assoziation zwischen Tumorgröße und deren Fähigkeit zu metastasieren. Von kleinen Tumoren (˂ 4 cm) sei jedoch bekannt, dass sie zum Teil aggressive Eigenschaften der synchronen oder metachronen Metastasierung an den Tag legten. Um das Risiko für die Entstehung solcher Metastasen zu ermitteln, haben die Urologen retrospektiv die Befunde von knapp 2000 Patienten mit einem Nierenzellkarzinom vor allem im Stadium T1 nach partieller (erste Option) oder totaler Resektion analysiert. Die pathologische Charakterisierung und Subtypisierung erfolgte unter anderem auf der Basis der Heidelberg-Klassifikation (J Pathol 1997; 183: 131–133) sowie der 7. Version der TNM-Klassifikation. Meist wurde ein klarzelliges Karzinom diagnostiziert Das postoperative Follow-up erfolgte innerhalb der ersten beiden Jahre alle drei bis sechs Monate, danach jährlich. Als Absiedlungen wurden Läsionen durch Fernmetastasen mit Zeichen einer Verschlechterung der Symptomatik definiert. Verdächtige Läsionen, die sich nicht veränderten oder nicht pathologisch bestätigt werden konnten, wurden nicht als Metastasen gewertet, etwa Lymphknotenvergrößerungen ohne pathologische Bestätigung. Von den knapp 2000 Patienten hatten 83 einen benignen Tumor. Sie wurden bei der Auswertung nicht berücksichtigt. 85,1% der übrigen Patienten ohne Metastasen hatten ein klarzelliges Nierenzellkarzinom. In der Gesamtuntersuchungsgruppe lag der mediane Follow-up bei 38,1 Monaten, in der Gruppe der Patienten mit Metastasen bei 66,6 Monaten. Nach der Op. hatten 59 Patienten Metastasen, 18 von ihnen synchrone, 41 Patienten metachrone Absiedlungen. Bei 28 Patienten wurden die Metastasen chirurgisch entfernt. Meist wurden Fernmetastasen in der Lunge (40,7%) entdeckt, mehr als ein Drittel (35,6%) in den Knochen und 10,2% in der Nebenniere. Je größer die Tumoren waren, umso größer war auch die Wahrscheinlichkeit für Metastasen. Der Anteil der Patienten mit Tumoren zwischen 1,1 und 2 cm und Metastasen betrug 1,1%, bei Tumorgrößen zwischen 2,1 und 3 cm bereits 3,3% und bei Größen zwischen 3,1 und 4 cm sogar 6,0%. Bei Patienten mit Tumordurchmessern unter 1 cm wurden keine Metastasen entdeckt. Deshalb ist nach Ansicht der Ärzte dieser Durchmesser ein geeigneter Schwellenwert, wenn es um die Entscheidung zur aktiven Überwachung geht. Mithilfe der multivariaten Analyse zum metastasenfreien Überleben machten die Urologen die Tumorgröße als signifikanten unabhängigen Risikofaktor für metachrone Metastasen aus, und zwar mit einer Hazard Ratio (HR) von 2,59 (95%-Konfidenzintervall zwischen 1,76 und 3,81; p ˂ 0,001). Auch Diabetes in der Anamnese entpuppte sich als unabhängiger Risikofaktor (HR: 2,13; 95%-Konfidenzintervall zwischen 1,04 und 4,39; p = 0,04). Die Ärzte erinnern jedoch daran, dass es sich um eine retrospektive Studie handelt, aus der nicht hervorgeht, ob die partielle Resektion das Metastasierungspotenzial vielleicht erhöht. Möglicherweise seien zudem die Ergebnisse verzerrt worden, weil es sich bei den Kliniken, in denen die Patienten versorgt wurden, um Zentren der Maximalversorgung handele und dadurch bevorzugt körperlich fitte Patienten in die Studie einbezogen worden seien. Deshalb plädieren die Ärzte für die Überprüfung der aktuellen Ergebnisse in prospektiven Studien.

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