Erschienen in:
01.03.2016 | Leitthema
Nutzungskonzepte für Proben und Daten aus humanen Biobanken für die Forschung
verfasst von:
Dr. Roman Siddiqui, Sebastian Claudius Semler
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 3/2016
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Zusammenfassung
Ein freier Bioproben- und Datenaustausch gilt als essenziell für die zukünftige medizinische Forschung, zur Verbesserung von Diagnostik und Prognose – etwa durch validierte Biomarker – oder auch zur Entwicklung neuer Therapien. Humane Forschungsbiobanken nehmen eine besondere Stellung ein, da sie Forscher mit Bioproben und/oder assoziierten Daten versorgen können. Eine exemplarische Prüfung bekannter epidemiologischer und klinischer/krankheitsorientierter Biobanken in Deutschland zeigt, dass hier international anerkannte vorbildliche Verfahren („best practice“) für einen fairen Zugang und zur Nutzung von Proben und Daten Anwendung finden. Nach schriftlicher Beantragung wird das Vorhaben des potenziellen Nutzers hinsichtlich seiner wissenschaftlichen und ethischen Validität durch einen für die Biobank verantwortlichen Lenkungsausschuss begutachtet. Insbesondere wird die Einhaltung der (i) Patienteneinwilligung nach dem Consent-Modell und die Erfüllung des (ii) Datenschutzes geprüft. Ferner werden Vereinbarungen über (iii) das Recht des geistigen Eigentums (intellectual property rights), (iv) die Mitteilungspflicht gesundheitsrelevanter Ergebnisse (z. B. Zufallsbefunde), (v) die gegenseitige rechtliche Absicherung sowie die Vermeidung von Interessenkonflikten durch Material- und Datentransfer-Dokumente (MTA, DTA) getroffen. „Best practice“ ist in den Bemühungen zur Selbstregulation der Wissenschaften verankert und wird durch übergeordnete Ethikkommissionen in Deutschland praxisgerecht unterstützt. Zentrale Register mit aggregierten Informationen zu vorgehaltenen Bioproben und zu den Forschungsausrichtungen der gelisteten Biobanken sind ein wertvolles Werkzeug, um Probensammlungen sichtbar zu machen. Sie eröffnen den Zugang zu Proben und Daten außerhalb des subjektiven Kenntnisstandes und führen zur wissenschaftlichen Nachnutzung von Bioproben- und Datenressourcen.