Erschienen in:
01.06.2014 | Leitthema
Ossifikationsvorgänge des Trochanter major femoris
Bedeutung für die forensische Altersschätzungspraxis Lebender
verfasst von:
S. Schmidt, M. Schiborr, H. Pfeiffer, A. Schmeling, R. Schulz
Erschienen in:
Rechtsmedizin
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Ausgabe 3/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Trotz einer als verhältnismäßig zu bewertenden minimalen Strahlenexposition steht der Einsatz von Röntgenstrahlung zum Zweck der forensischen Schätzung des chronologischen Personenalters immer wieder im Mittelpunkt der öffentlichen Kritik. Dies hat in der jüngeren Vergangenheit die wissenschaftliche Überprüfung alternativer bildgebender Verfahren beflügelt, mit denen die strahlenfreie Begutachtung des Skelettreifungsprozesses möglich ist.
Ziel der Arbeit
Die vorliegende Studie untersuchte die Anwendbarkeit der Ultraschalldiagnostik zur Beurteilung der Ossifikationsvorgänge der Apophyse des Trochanter major femoris.
Material und Methode
Dazu wurden die apophysären Ossifikationsstadien von 307 weiblichen und 309 männlichen Studienteilnehmern im Alter zwischen 10 und 25 Jahren bestimmt.
Ergebnisse
Im weiblichen Geschlecht war das Ossifikationsstadium II mit frühestens 10,1 Jahren (x̄ = 12,2 Jahre), das Ossifikationsstadium III mit frühestens 12,5 Jahren (x̄ = 15,1 Jahre) und das Ossifikationsstadium IV mit frühestens 13,4 Jahren (x̄ = 20,8 Jahre) festzustellen. Im männlichen Geschlecht konnte das Ossifikationsstadium II ab 10,0 Jahren (x̄ = 12,8 Jahre), das Ossifikationsstadium III ab 13,8 Jahren (x̄ = 16,0 Jahre) und das Ossifikationsstadium IV ab 14,5 Jahren (x̄ = 21,3 Jahre) beobachtet werden.
Schlussfolgerung
In der forensischen Altersschätzungspraxis Lebender ermöglicht die sonographische Untersuchung der femoralen Trochanterapophyse bei bestehender Rechtsgrundlage für eine Anwendung von Röntgenstrahlen am Menschen eine Minimierung der individuellen Strahlenexposition. In Anwendungsbereichen ohne juristische Ermächtigungsgrundlage für röntgenologische Untersuchungen können die Genauigkeit und die Sicherheit einer Altersdiagnose durch die Einbeziehung eines skeletären Reifekriteriums erhöht werden.