Pankreaskarzinom-Risiko für Typ-2-Diabetiker doppelt so hoch

Diabetiker sind einem erhöhten Pankreaskarzinom-Risiko ausgesetzt. Wie stark diese Gefährdung tatsächlich ist, war bisher allerdings nicht bekannt. Dossier "Pankreaskarzinom" Das Risiko für ein Pankreaskarzinom scheint für Typ-2-Diabetiker erhöht zu sein. Doch wie hoch es tatsächlich ist, das wusste man bisher nicht, ebenso gab es wenige Informationen darüber, inwieweit Diabetesmedikamente das Risiko beeinflussen können. Nun wurde in einer Analyse gezeigt, dass Diabetiker ein nahezu zweifach erhöhtes Risiko haben, an einem Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken. Insgesamt 15 Fall-Kontroll-Studien aus dem International Pancreatic Cancer Case-Control Consortium wertete das Forscherteam um Christina Bosetti vom Institut di Ricerche Farmacologiche Mario Negri in Mailand dafür aus. Von den 8305 Fällen an Pankreaskarzinom hatten 1155 Betroffene, also 15%, einen Diabetes, von den 13.987 Kontrollen wiesen 1087 Personen (8%) eine Diabetesdiagnose auf. Die Odds Ratio für Diabetiker betrug damit 1,90 (95%-KI: 1,72–2,09). Auch nach 20-jähriger Diabetesdauer stärker gefährdet Je länger der Diabetes allerdings andauerte, desto geringer war das Risiko. Trotz allem hatten Diabetiker auch noch 20 Jahre nach Diabetesdiagnose ein signifikant erhöhtes Risiko für ein Pankreaskarzinom (OR:1,30; 95%-KI: 1,17–2,03). Orale Antidiabetika scheinen tendenziell – aber nicht signifikant – das Risiko zu senken. Studienteilnehmer, die Insulin erhielten, hatten allerdings ein höheres Risiko als jene, die kein Insulin bekamen (OR:2,66); bei einer Einnahmedauer von über 15 Jahren war dieser Unterschied aber nicht mehr sichtbar (OR:0,95). Die Ergebnisse zeigten also erneut, dass es zwischen der Diabeteserkrankung und dem Pankreaskarzinom einen Zusammenhang geben müsse, schreiben die Studienautoren. Doch über den Mechanismus, der dahinter steckt, können auch sie nur vage spekulieren. Beschleunigt ein Diabetes die Pankreaskarzinogenese? Oder ist es andersherum: Fördert ein Pankreaskarzinom die Entwicklung eines Diabetes mellitus? Mit Insulin steigt das Risiko kurzfristig an Einerseits spreche das stark erhöhte Pankreaskarzinom-Risiko nach einer kürzlich gestellten Diabetesdiagnose für die Hypothese, dass die Zuckerkrankheit – zumindest teilweise – eine frühe Manifestation oder Konsequenz eines präklinischen Pankreaskarzinoms sei, führen Bosetti und Kollegen an. Dazu passt auch die Beobachtung, dass bei einer Insulingabe das Risiko kurzfristig ansteigt. Denn Insulin wird in der Regel bei Typ-2-Diabetikern erforderlich, deren Erkrankung bereits fortgeschritten ist. Ein Pankreaskarzinom könnte den Krankheitsverlauf also negativ beeinflussen, sodass Insulin nötig wird. Anderseits sind Zuckerkranke auch noch zwei Jahrzehnte nach der Diabetesdiagnose einem um 30% erhöhten Pankreaskarzinom-Risiko ausgesetzt. Diese Beobachtung deute wiederum darauf hin, dass der Diabetes eine kausale Rolle bei der Entstehung eines Pankreaskarzinoms spiele, schreiben die Autoren. Es scheinen also komplexe Mechanismen beteiligt zu sein.

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