Erschienen in:
01.10.2014 | Leitthema
Patellaluxation bei Sportlern
verfasst von:
Prof. Dr. K.H. Frosch, R. Akoto, A. Schmeling
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 10/2014
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Zusammenfassung
Die meisten Patellaluxationen ereignen sich beim Sport. Durch Anamnese, exakte klinische und radiologische Evaluation (MRT obligat) sollten die Entitäten Instabilität (Risiko einer Reluxation), Maltracking und fehlendes Tracking festgelegt werden. Basierend auf diesen Kriterien wurde eine Klassifikation der Patellaluxation (5 Typen) erstellt, die einen standardisierten Behandlungsablauf erlaubt. Beim Typ 1 handelt es sich um eine einfache (traumatische) Patellaluxation ohne Maltracking und ohne Instabilität. Beim Typ 2 findet sich ein hohes Risiko auf Reluxation (Instabilität), ein Maltracking besteht nicht. Meist ist beim Typ 2 eine stabilisierende Operation (z. B. MPFL [mediales patellofemorales Ligament]-Augmentation) ausreichend. Beim Typ 3 besteht sowohl eine Instabilität als auch ein Maltracking. Das Maltracking kann verursacht sein durch 3a Weichteilkontrakturen oder muskuläre Dysbalancen, 3b Patella alta, 3c pathologischem TT-TG („tibial tuberosity to trochlear groove“)-Abstand, 3d Valgus- oder 3e Torsionsdeformitäten. Die alleinige Stabilisierung mittels MPFL-Augmentation ist hier meist nicht ausreichend, knöcherne oder weichteilige Zusatzeingriffe sind notwendig, um ein physiologisches Patellatracking zu erreichen und eine Reluxation zu verhindern. Beim Typ 4 liegt eine instabile „schwimmende Patella“ mit vollständigem Verlust des Trackings bei hochgradiger Trochleadysplasie vor. Eine Trochleaplastik ist die Therapie der Wahl, ggf. mit Zusatzeingriffen. Beim Typ 5 liegt ein Maltracking ohne Instabilitätskomponente vor. Das Maltracking ist bei diesem Typ nur mit knöchernen Korrektureingriffen zu beheben. Obwohl bei Leistungssportlern durch entsprechenden muskulären Status Patellaluxationen eher selten sind, entspricht der Behandlungsalgorithmus weitgehend demjenigen für Nichtsportler.