Erschienen in:
01.02.2016 | Originalien
Patienten mit Prostatakrebs nach radikaler Prostatektomie
Stadienmigration und Veränderung von Tumoreigenschaften in den Jahren 1998–2012
verfasst von:
A. Walther, M. Kron, T. Klorek, J.E. Gschwend, Prof. Dr. K. Herkommer, MBA
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 2/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Ziel dieser Studie war es, die 2011 von einem „Tertiary Care Center“ beschriebene inverse Stadienmigration nach radikaler Prostatektomie (RP) in einem deutschlandweiten Kollektiv zu verifizieren.
Material und Methoden
Es wurden Daten von 10.323 Patienten mit Prostatakarzinom (PCA), die im Zeitraum von 1998 bis 2012 radikal prostatektomiert wurden, hinsichtlich prostataspezifischem Antigen und Alter bei Diagnose, Tumorstadium und Gleason-Score analysiert. Mit dem Jonckheere-Terpstra-Test wurde das Vorliegen eines Trends über die Jahre geprüft.
Ergebnisse
Medianes Alter bei Operation war 65 Jahre (1998: 63,7; 2012: 66,5 Jahre). Der Anteil der Low-risk-Tumoren ist von 39 % in 2005 auf 25 % in 2012 gesunken, während die Intermediate-risk-Tumoren seit 1998 eine kontinuierliche Zunahme von 35 auf 52 % in 2012 zeigten. Der Anteil der Patienten mit einem Gleason-Score ≤ 6 verminderte sich von 60 % in 1998 auf 25 % in 2012. In den Gruppen 7a und 7b hingegen kam es zu einem Zuwachs von 12 auf 46 % bzw. von 12 auf 19 %. Der Anteil der Tumoren mit einem Gleason-Score 8–10 reduzierte sich von 16 auf 10 %. Der Anteil an organbegrenzten PCA nahm von 1998 bis 2007 kontinuierlich von 57 auf 73 % zu. Seit 2007 sank der Anteil auf 64 %.
Schlussfolgerung
Es lässt sich ein Trend zur inversen Stadienmigration in diesem deutschlandweiten Kollektiv feststellen. Sowohl die Zunahme von Gleason-Score ≥ 6 als auch von Intermediate-risk-Tumoren lassen sich durch die Modifizierung des Gleason-Scores erklären. Die Tendenz zu höherem Alter und organüberschreitenden Karzinomen zum Zeitpunkt der Operation könnte zum einen bedingt sein durch eine wachsende Anerkennung der RP als Therapie beim lokal fortgeschrittenen PCA und zum anderen durch die Zunahme alternativer Behandlungsmethoden bei low-risk Karzinomen.