Erschienen in:
01.04.2015 | Originalien und Übersichten
Patientenpräferenzen in der medikamentösen Therapie von Diabetes Mellitus Typ 2
Systematische Klassifizierung und Metavergleich der Patientenpräferenzstudien
verfasst von:
Prof. Dr. Axel C. Mühlbacher, A. Kaczynski
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 4-5/2015
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Zusammenfassung
Ziel
Diabetes ist eine der teuersten Volkskrankheiten in Deutschland. Aufgrund der großen sozioökonomischen Bedeutung ist es wichtig, die Erwartungen und Bedürfnisse der Betroffenen in Hinblick auf die Therapie zu berücksichtigen. Ziel der Untersuchung ist es, die verfügbare Evidenz über die Patientenpräferenzen bei der medikamentösen Therapie des Diabetes Mellitus Typ 2 zu analysieren und zu vergleichen. Die Analyse soll einen Überblick über den aktuellen Forschungstand in Hinblick auf die Ermittlung von Patientenpräferenzen in der Indikation Diabetes liefern.
Methode
Es wurde ein Literaturreview durchgeführt um Stated-Preference Studien im Indikationsgebiet Diabetes zu identifizieren. Mittels der Berechnung der Level-Difference aus den Koeffizienten oder Odds Ratios der identifizierten Präferenzstudien und einer Normalisierung der Werte wurde versucht, einheitliche Gewichte für die Attribute der Studien zu ermitteln. Im Ergebnis wurde eine Rangreihung über die patientenrelevanten Kriterien dokumentiert. Es wurde studienübergreifend belegt, an Hand welcher Eigenschaften Patienten Therapien beurteilen und welche Zielkriterien bei der Bewertung am wichtigsten sind.
Ergebnisse
N = 13 DCE-Studien wurden in die Analyse einbezogen. Infolge der Neuberechnung und Normalisierung von N=7 Studien konnten alle Attribute einheitlich abgebildet werden. Die Präferenzstudien zeigen, dass die Kontrolle des Blutzuckers, Nebenwirkungen (wie Hypoglykämien, Magenbeschwerden oder Gewichtsveränderungen), Langzeitkomplikationen, die Art der Verabreichung sowie die zusätzlichen Kosten die patientenrelevanten Zielkriterien in der Therapie sind. Die Blutzuckerkontrolle war in 5 der 13 Studien die wichtigste Eigenschaft der Behandlung. In je 2 Studien belegten Hypoglykämien und Gewichtsänderungen den 1. Rang. Die Nebenwirkungen Übelkeit/Magenbeschwerden konnten ebenfalls in 2 Studien als primäre Endpunkte bestimmt werden.
Fazit
Der Einsatz von Stated-Preference Methoden in der Gesundheitsökonomie verfolgt das Ziel, die Präferenzen einzelner Therapieeigenschaften aus Patienten- oder Expertenperspektive abzubilden. Bislang ist unklar, in welcher Form diese Evidenz bei der Nutzenbewertung medizinischer Interventionen dokumentiert wird und wie die Erkenntnisse Entscheidungsträgern zur Verfügung gestellt werden. Der in der Analyse erstmalig angewandte Ansatz der systematischen Klassifizierung ermöglicht studienübergreifende Aussagen zur Bedeutung der Eigenschaften einer Diabetestherapie aus Patientensicht.