Erschienen in:
01.01.2016 | Originalien
Pavlik-Bandage zur Therapie der kongenitalen Hüftdysplasie Typ D, III und IV
verfasst von:
D. Zajonz, S. Strobel, M. Wojan, N. von der Höh, P. Brandmaier, C. Josten, E. Schumann, Prof. Dr. C.-E. Heyde
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 1/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Bis zu 4 % aller Neugeborenen in Mitteleuropa kommen mit einer kongenitalen Hüftdysplasie (KHD) auf die Welt, die somit die häufigste angeborene Erkrankung des Bewegungsapparats ist. Im Rahmen der hier vorgestellten retrospektiven Erhebung wurden die Therapieergebnisse von Neugeborenen mit KHD Typ D, III oder IV nach Graf nachuntersucht, die mit einer Pavlik-Bandage behandelt wurden und deren Therapiebeginn innerhalb der ersten 12 Lebenswochen lag. Beurteilt wurden Zusammenhänge zwischen dem Zeitpunkt des Therapiebeginns bzw. dem Ausgangsbefund nach Graf und dem erzielten sonographischen Ergebnis sowie den Röntgenbildern nach einem und 2 Jahren. Es wurden ausbleibende Repositionen durch die Pavlik-Bandage und Nebenwirkungen ausgewertet sowie deren Relevanz beurteilt, insbesondere in Bezug auf die avaskuläre Hüftkopfnekrose.
Material und Methodik
Es wurden alle Neugeborenen ermittelt, die von 2010 bis 2012 in unserer Klinik aufgrund einer KHD mit einer Pavlik-Bandage behandlungspflichtig waren. Es konnten insgesamt 62 Patienten mit insgesamt 79 pathologischen Hüften ermittelt werden. Um den Einfluss des Therapiebeginns auf das Ergebnis zu evaluieren, wurden die Kinder in 3 Gruppen eingeteilt: Gruppe I: Erstuntersuchung und Beginn der Pavlik-Bandagenbehandlung innerhalb der ersten 10 Lebenstage (U1 und U2), Gruppe II ab 11. Lebenstag bis 4. Lebenswoche, Gruppe III ab der 4. Lebenswoche (U3 und später). Klinische und sonographische Nachuntersuchungen wurden befundabhängig durchschnittlich nach 1, 3 und 6 Monaten durchgeführt. Weiterhin erfolgten klinische und radiologische Kontrolluntersuchungen nach dem 1. und 2. Lebensjahr sowie befundabhängige weitere Nachuntersuchungen.
Ergebnisse und
Eine ausbleibende Reposition durch die Pavlik-Bandage trat in der Gruppe I in einem Fall (2,2 %), in Gruppe II in einem Fall (7,1 %) und in Gruppe III in 2 Fällen (10 %) auf. Bei Hüften vom Typ D und Typ III traten ausbleibende Repositionen jeweils in einem Fall (3,3 %) und bei Typ IV in 2 Fällen (10,5 %) auf. Hüftkopfnekrosen wurden in Gruppe I in 2 Fällen (4,4 %), in Gruppe II mit 0 % und in Gruppe III in einem Fall (5 %) nachgewiesen. Initial handelte es sich bei allen Patienten mit einer Hüftkopfnekrose um Typ-IV-Hüften. Alle Nekrosen waren zu den Verlaufskontrollen nach spätestens 2 Jahren nicht mehr nachweisbar.
Schlussfolgerungen
Zusammenfassend zeigt die Untersuchung, dass auch bei späterem Therapiebeginn sehr gute Ergebnisse erzielt werden können; allerdings steigen die Raten von ausbleibenden Repositionen und Hüftkopfnekrosen an. Ein Hüftultraschallscreening zur U3 scheint somit ausreichend, wobei sich insbesondere bei Risikogruppen ein zusätzliches Screening bis zur U2 empfiehlt, was bei normalen Befunden jedoch eine erneute Evaluation zur U3 nicht ersetzt.