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Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 3/2017

09.12.2015 | Originalien

Pflegepräferenzen und regionale Mobilität

Einflussfaktoren auf die pflegebezogene Umzugsneigung älterer Menschen in Partnerschaften im ländlichen Raum

verfasst von: Miriam Rudel, Martin Abraham, Edmund Görtler

Erschienen in: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie | Ausgabe 3/2017

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Zusammenfassung

Unterstützungs- und Pflegeangebote am Wohnort sind für ältere Menschen ein wichtiger Aspekt der lokalen Versorgungssituation. Eine Möglichkeit, der im ländlichen Raum oftmals unzureichend ausgebauten Pflegeinfrastruktur zu begegnen, ist die Verlagerung des Wohnorts in eine Region mit umfassenderen Pflegemöglichkeiten. Die vorliegende Untersuchung geht den Fragen nach, welche Präferenzen ältere Menschen in Partnerschaften in Bezug auf Unterstützungs- und Pflegearrangements aufweisen, und inwieweit ältere Paare im ländlichen Raum die regionale Pflegeinfrastruktur als umzugsrelevanten Faktor in ihr Entscheidungskalkül bei einer altersgerechten Anpassung der Wohnsituation einbeziehen. Befragt wurden Personen ab 50 Jahren in einer Gemeinde im ländlichen Raum. Im Rahmen eines quasiexperimentellen faktoriellen Survey wurden den Probanden fiktive Situationsbeschreibungen mit randomisierten Umzugsanreizen vorgelegt, um so den isolierten Effekt regionaler Pflegemöglichkeiten auf die Mobilitätsbereitschaft zu messen. Die Determinanten pflegebezogener Umzugsneigung von Paaren werden durch Tobit-Modelle analysiert.
Die Ergebnisse zeigen, dass neben der Versorgung durch den eigenen Partner die Pflege durch ambulante Dienste am stärksten präferiert wird. Seniorenpflegeheime werden v. a. von älteren Befragten als attraktiv wahrgenommen, wohingegen „neue“ Unterstützungsformen, wie Seniorengenossenschaften, überproportional häufig von den jüngeren Altersgruppen als attraktiv eingeschätzt werden. Eine zielgruppenspezifische Informations- und Beratungspraxis sollte ältere Menschen demnach bereits zu einem frühen Zeitpunkt über lokale Pflegemöglichkeiten informieren. Die Umzugsneigung älterer Paare wird signifikant durch lokal verfügbare Unterstützungs- und Pflegeangebote determiniert. Der Ausbau aller betrachteten Pflegeangebote am Wohnort kann die Umzugsneigung signifikant reduzieren. Die stärkste Reduktion der Umzugsneigung ist mit einer Angebotsausweitung von ambulanten Diensten verbunden. Hierdurch kann die Bindung an periphere Regionen gestärkt und Abwanderungsüberlegungen gezielt vorgebeugt werden. An einem alternativen Wohnort kann das Vorhandensein einer betreuten Wohnanalage oder eines Seniorenpflegeheims die Mobilitätsneigung signifikant erhöhen und somit einen Umzugsanreiz für ältere Menschen in Partnerschaften generieren.
Fußnoten
1
Auf eine gendergerechte Anpassung einzelner Formulierungen wurde im Fortfolgenden zugunsten des inhaltlichen Leseflusses verzichtet.
 
2
Mit dieser Maximum-Likelihood-Methode kann in einer integrierten Schätzung der abhängigen Variablen \( {y}_{i} \) sowohl die Wahrscheinlichkeit geschätzt werden, eine zensierte Beobachtung zu erhalten (\( {y}_{i} \) = 1), als auch das Ausmaß von \( {y}_{i} \) für \( {y}_{i} \)>1. In diesem Sinne kann ein Tobit-Modell als Kombination eines Probit-Modells mit einer kupierten Normalregression für den kontinuierlichen Teil der abhängigen Variablen begriffen werden.
 
3
Zu der Frage, inwieweit sich der negative Effekt des Lebensalters auf die Umzugsbereitschaft bei jüngeren Kohorten abschwächt, kann im Rahmen der vorliegenden Querschnittsanalyse keine Aussage getroffen werden.
 
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Metadaten
Titel
Pflegepräferenzen und regionale Mobilität
Einflussfaktoren auf die pflegebezogene Umzugsneigung älterer Menschen in Partnerschaften im ländlichen Raum
verfasst von
Miriam Rudel
Martin Abraham
Edmund Görtler
Publikationsdatum
09.12.2015
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie / Ausgabe 3/2017
Print ISSN: 0948-6704
Elektronische ISSN: 1435-1269
DOI
https://doi.org/10.1007/s00391-015-0991-z

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