Erschienen in:
01.07.2015 | Leitthema
Posttraumatische Störungen bei Patienten mit Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis
verfasst von:
PD Dr. I. Schäfer, MPH, F.J. Eiroa-Orosa, K. Schroeder, T. Harfst, V. Aderhold
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 7/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Internationale Studien zeigen, dass Patienten mit Störungen aus dem schizophrenen Formenkreis häufig Gewalt ausgesetzt waren und komorbide posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) aufweisen können. Allerdings liegen aus dem deutschsprachigen Raum bislang kaum Studien vor.
Ziel der Arbeit
Das Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, bei stationär behandelten Patienten einer deutschen Universitätsklinik die Prävalenz von Gewalterfahrungen in verschiedenen Lebensphasen und komorbiden PTBS zu bestimmen.
Methodik
Bei einer Stichprobe von 145 konsekutiv stationär aufgenommenen Patientinnen und Patienten mit Störungen aus dem schizophrenen Formenkreis (67 % männlich) wurden anhand des Strukturierten Traumainterview (STI) interpersonelle Gewalterfahrungen und anhand des Strukturierten Klinischen Interviews für DSM-IV (SKID) komorbide PTBS erhoben.
Ergebnisse
Sexuelle Gewalt im Alter von unter 16 Jahren wurden von 17 % berichtet (Frauen: 27 %; Männer: 12 %). Etwa ein Drittel (32 %) berichtete körperliche Gewalt durch elterliche Bezugspersonen (Frauen: 38 %; Männer: 29 %). Mindestens eine Form früher Gewalt (sexuell oder körperlich) berichtete die Hälfte der Frauen (48 %) und jeder dritte Mann (34 %). Negative sexuelle Erfahrungen im späteren Leben berichteten 17 %, körperliche Gewalt 38 % und mindestens eine Form 48 % der Befragten. Insgesamt berichteten zwei Drittel (66 %) Gewalterfahrungen im Leben. Die Punktprävalenz der PTBS betrug 12 %. Weitere 9 % wiesen eine subsyndromale PTBS auf.
Diskussion
In der vorliegenden Untersuchung wurden die berichteten Raten von interpersonellen Gewalterfahrungen und komorbiden PTBS bei Patientinnen und Patienten mit Störungen aus dem schizophrenen Formenkreis in einer deutschen Stichprobe bestätigt. Gewalterfahrungen und ihre Folgen sollten deshalb routinemäßig erhoben und das gesamte Spektrum traumatherapeutischer Ansätze in die Behandlung dieser Patientengruppe integriert werden.