Erschienen in:
01.05.2014 | Originalarbeit
Prognostische Validität des Level of Service Inventory-Revised
Vergleichende Analyse bei jungen Gewaltstraftätern mit Migrationshintergrund aus einem muslimisch geprägten Kulturkreis und einheimischen Tätern
verfasst von:
Klaus-Peter Dahle, Stefanie Schmidt
Erschienen in:
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
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Ausgabe 2/2014
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Zusammenfassung
Diese Studie untersuchte in einem retrospektiven Untersuchungsdesign die Vorhersagegüte des Level of Service Inventory-Revised (LSI-R) an einer Stichprobe junger männlicher Gewalttäter (N = 199), die in Deutschland zu mehr als 2 Jahren Jugendstrafe verurteilt worden waren. Dabei wurden Täter mit Migrationshintergrund aus einem muslimisch geprägten Kulturkreis mit einheimischen jungen Tätern verglichen. Beide Gruppen waren hinsichtlich Alter, strafrechtlicher Vorgeschichte, sozioökonomischem Status, Bildungsstand, aktuarischem Rückfallrisiko und Rückfälligkeit als vergleichbar anzusehen. Problemverhalten während der Haft vermochte das LSI-R bei der Teilgruppe von Migranten aus einem muslimisch geprägten Kulturkreis (n = 85) in dieser Studie nicht vorauszusagen, was hingegen für einheimische Täter (n = 114) zufriedenstellend gelang. Auch bezüglich der Rückfälligkeit innerhalb von 2 bzw. 5 Jahren nach Haftentlassung waren für die junge Tätergruppe mit muslimischem Migrationshintergrund mit dem LSI-R keine validen Prognosen möglich. Die Gütewerte der Rückfallprognosen des Instruments bei einheimischen Gewaltstraftätern lagen hingegen für unterschiedliche Rückfallkriterien und Zeiträume auf moderatem bis hohem Niveau. Insgesamt weisen die Befunde Forschungsdefizite hinsichtlich Einflussfaktoren, Entwicklungsdynamik und Prognose bei der Gruppe junger Gewalttäter mit Migrationsintergrund aus einem muslimisch geprägten Kulturkreis aus.