Erschienen in:
01.09.2015 | Editorial
Qualitätssicherung in der Schlafmedizin
verfasst von:
Prof. Dr. Geert Mayer
Erschienen in:
Somnologie
|
Ausgabe 3/2015
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Auszug
„Total Quality Control“ war ein Schlagwort und ein fast messianisches Versprechen von einer besseren Medizin. Was in der Industrie schon lange gängige Praxis war, sollte damals in die Medizin implantiert werden. Und natürlich wussten wir im Medizinbetrieb von Anfang an, dass das nicht 1:1 übertragbar ist. Schließlich sind Gesundheit und Krankheit keine Prozesse, die bei jedem gleichförmig ablaufen. Aber wir haben wie in der Industrie gelernt, die Prozesse zu analysieren und zu optimieren. Das war ein großer Schritt nicht nur in Richtung Optimierung der Arbeitsprozesse im klinischen Alltag – ob in der Praxis oder im Krankenhaus –, sondern auch in der Optimierung des Managements häufiger Erkrankungen durch Erstellen von evidenzbasierten Leitlinien und Diagnostik- und Therapiepfaden. Die nächste Optimierungswelle steht schon wieder vor der Tür: die individualisierte Medizin. Die Frage ist nicht, ob wir das können, sondern ob wir uns das ökonomisch leisten können. Denn eigentlich sind wir gerade erst dabei, die Fehler zu erkennen und zu beheben, die aus dem Anspruch der totalen Qualitätskontrolle entstanden sind. In den USA werden statt „Positiv-Empfehlungen“ „Negativ-Empfehlungen“ publiziert, d. h., der Wert der Empfehlungen wird auf die medizinischen Aktionen gelegt, die man besser vermeiden sollte. Die Aktion nennt sich „Choosing Wisely“ (http://www.choosingwisely.org/) und wird in Deutschland gerade als „Gemeinsam klug entscheiden“ (http://www.awmf. org/die-awmf/awmf-aktuell/detail/ news/awmf-startet-initiative-gemeinsam-klug-entscheiden-mehr-information-bessere-versorgung.html) von der Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlicher medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) initiiert. Man könnte das auch die zwei Seiten einer Medaille nennen. Im Prinzip geht es darum, überflüssige Prozeduren im Patient-Arzt-Dialog zu vermeiden. …