Regelmäßige PPI-Nutzer werden häufiger dement

Erneut findet eine deutsche Studie einen Zusammenhang zwischen der Anwendung von Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) im Alter und dem Auftreten einer Demenz. Auf eine mögliche Assoziation zwischen den Säureblockern und Demenzerkrankungen hatte schon die deutsche Kohortenstudie AgeCoDe hingedeutet. Alte Menschen mit einer PPI-Therapie waren im Vergleich zu Nichtanwendern um 38% häufiger an Demenz und um 44% häufiger an M. Alzheimer erkrankt. Diese Beobachtung konnten die Studienautoren jetzt durch eine Analyse von AOK-Daten untermauern. Das Team um Willy Gomm vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen in Bonn vermutet daher, dass eine restriktivere Verordnung von PPI zur Demenzprävention beitragen könnte. Für die Studie haben die Wissenschaftler die Krankengeschichten von 73.679 Versicherten von 2004 bis 2011 verfolgt. Die Teilnehmer waren zu Beginn mindestens 75 Jahre alt und noch nicht an einer Demenz erkrankt. Im Studienzeitraum wurde bei 29.510 Versicherten gemäß ICD-10 eine Demenz festgestellt. Die meisten Patienten erhielten die Diagnose einer gemischten (59,0%) oder einer nicht näher bezeichneten Demenz (30,7%). Auf eine Aufschlüsselung der Demenztypen wurde in der Analyse daher verzichtet. 44% höhere Demenzrate Von den Kohortenmitgliedern waren 2950 regelmäßige PPI-Anwender, das heißt, ihnen war über 18 Monate hinweg pro Quartal mindestens ein Rezept für PPI ausgestellt worden. Unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Begleiterkrankungen und Polypharmazie hatten diese Teilnehmer ein um 44% höheres Risiko für eine Demenzdiagnose. Bei Männern mit PPI-Dauergebrauch war die Rate sogar um 52% erhöht. Mit steigendem Alter der Patienten schwächte sich die Korrelation zwischen PPI-Einnahme und Demenz ab. Von den Störfaktoren, die in die Analyse einbezogen wurden, gingen Depression und Schlaganfall mit dem höchsten Demenzrisiko einher. Der Einfluss von ApoE4 und Bildungsgrad konnte mangels Daten allerdings nicht berücksichtigt werden. Die Assoziation zwischen PPI-Langzeittherapie und Demenz blieb nahezu unverändert, wenn zusätzlich die Einnahme von Anticholinergika berücksichtigt wurde. Der bloß gelegentliche Gebrauch von PPI war dagegen nur mit einem Anstieg der Demenzrate um 16% verbunden. Die drei meistverordneten PPI waren alle mit einer Zunahme von Demenzerkrankungen assoziiert: Omeprazol um 51%, Pantoprazol um 58%und Esomeprazol um 112%. Anstieg der Beta-Amyloid-Spiegel? Auf welchem Weg PPI eine Demenzentwicklung befördern können, „ist noch zu klären“, wie die Studienautoren schreiben. Bei einigen PPI gebe es Berichte, dass sie die Blut-Hirn-Schranke passieren können. In einer epidemiologischen Studie sei außerdem ein Zusammenhang zwischen PPI-Gebrauch und einem Vitamin-B12-Mangel festgestellt worden. Das Vitamindefizit wirkt sich nachteilig auf die Kognition aus und fördert neurologische Schäden. Im Mausmodell sei die Gabe von PPI außerdem mit einem Anstieg der Beta-Amyloidkonzentration im Gehirn verbunden gewesen. Es ist natürlich trotzdem nicht auszuschließen, dass der beobachteten Korrelation keine Kausalität zugrunde liegt. Aufgrund des weit verbreiteten Gebrauchs von PPI und der hohen Inzidenz von Demenzerkrankungen im Alter halten die Wissenschaftler aus Bonn und Rostock eine Überprüfung durch randomisierte Studien für notwendig. Möglicherweise bestehe hier ein ungenutztes Präventionspotenzial. Laut Gomm und Kollegen erfolgen bis zu 40–60% aller PPI-Verordnungen nicht indikationsgemäß.

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