Reha-Verordnung: Aus für Muster 60

Zur Verordnung von Rehabilitationsleistungen ist ab April nur noch das Muster 61 nötig – außerdem können mehr Ärzte verordnen. Das umstrittene Muster 60 – ein Symbol für die Papierflut in Arztpraxen – entfällt damit. Es ist soweit: Ab 1. April müssen Ärzte, die ihren Patienten Leistungen zur Rehabilitation verordnen wollen, das Formular 61 ausfüllen. Das in Fachkreisen berühmt-berüchtigte Formular 60 ist dann mit Einführung des neuen Vordrucks Geschichte - und damit auch ein Stück Papierkram im Arbeitsalltag. Bekannt geworden ist das Muster 60 als Sinnbild für eine überbordende Bürokratie, mit dem sich Vertragsärzte bislang gezwungenermaßen abfinden mussten. Beim alten Muster handelt es sich um den sogenannten "Antrag auf den Antrag". Denn das Verfahren ist bisher zweistufig: Erst ein zweiseitiger Vorantrag, um vor Verordnung zu prüfen, wer leistungsrechtlich zuständig ist. Darauf folgt dann der vierseitige Antrag, mit dem die Mediziner die eigentliche Leistung verordnen können. Das dürfen aber auch nur solche Ärzte machen, die sich dafür zusätzlich qualifiziert haben. Zurück geht das Verfahren auf eine Fassung der Richtlinie über Leistungen zur medizinischen Rehabilitation vom Gemeinsamen Bundesausschuss, die 2005 in Kraft trat. Verordnungsqualität im Blick Nach der neuen Fassung der Reha-Richtlinie dürfen alle Vertragsärzte ihren Patienten Leistungen zur medizinischen Rehabilitation zulasten der GKV verordnen. Das soll auch die Qualität der Verordnungen positiv beeinflussen, verspricht sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) von der Veränderung. Nun könnten nämlich die Ärzte verordnen, die auch die Lebensumstände der Patienten kennen - der Umweg über einen anderen Arzt, der wegen seiner Zusatzqualifikation verordnen kann, den Patienten aber nicht kennt, entfällt. Damals reagierten viele Ärzte mit Verwunderung auf das zweistufige Verfahren und die damit verbundene nötige Fortbildung: "Eine Fortbildung, damit ich anschließend einen Antrag auf einen vierseitigen Antrag stellen darf - wo sind wir denn?", fragte damals etwa Hausarzt-Internist Detlef Bothe aus Berlin. Dem Wegfall der alten Regelung weinen heute nur wenige hinterher, etwa diejenigen, die die Fortbildung absolviert haben: "Toll für die Ärzte, die 200 Euro für den Muster-60-Ausfüllkurs ausgegeben haben. Einfach super, Frau Feldmann", schrieb zum Beispiel Leser Christoph Claus als Kommentar unter einem Artikel zum Wegfall des Formulars auf aerztezeitung.de Viele hoffen stattdessen, dass dies der Beginn einer Entschlackungskur in Sachen Bürokratie ist. Arzt- und Zahnarztpraxen geben im Jahr vier Milliarden Euro für Bürokratie aus. Das ist zumindest Ergebnis einer Studie des Nationalen Normenkontrollrats zum Thema aus dem vergangenen Jahr. Demnach binde die Formularwut pro Praxis eine Arbeitskraft für rund 100 Tage im Jahr. Den Wegfall vom Muster 60 wertete KBV-Vize Regina Feldmann als Erfolg, aber Hoffnung auf eine schnelle Entbürokratisierung machte sie nicht: "Bürokratieabbau ist das Bohren sehr dicker Bretter." Das Formular 61 hat im Vergleich zum Altantrag etwas abgespeckt: Der Umfang der Verordnungsabschnitts (Teil B-D) beträgt jetzt drei statt vier Seiten. I m Teil A, dem neuen Deckblatt, findet sich der eigentliche Clou. Hier wurde das Muster 60 integriert - die leistungsrechtliche Prüfung. Sind Ärzte unsicher, können sie dort eine Beratung des Patienten durch die zuständige Krankenkasse zur Klärung veranlassen. Bei der Vergütung, die Ärzte für das Ausfüllen der Reha-Verordnung bekommen können, hat sich indes nichts verändert. Ansetzen lässt sich die EBM-Nummer 01611. Dafür gibt es 31,52 Euro beziehungsweise einen Punktwert von 302. Freiwillige Fortbildungsangebote Um Vertragsärzte bei der Reha-Verordnung zu unterstützen, wollen die KVen Fortbildungsveranstaltungen anbieten. Ziel sei es, spezielle Kenntnisse in der Anwendung der ICF (Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit) zu erwerben und zu vertiefen. Darüber hinaus würden die Rahmenbedingungen der Reha im System der GKV erläutert. Die Teilnahme an einer Fortbildung sei für Ärzte freiwillig. Die KBV plane, eine zertifizierte Online-Fortbildung anzubieten. Sie wird im KBV-Fortbildungsportal, das sich im Sicheren Netz für Ärzte und Psychotherapeuten befindet, abrufbar sein, verspricht die KBV. Wann ist die GKV für die Reha zuständig? Die Krankenkasse muss die Kosten übernehmen, wenn... keine Minderung der Erwerbsfähigkeit vorliegt oder droht. kein Arbeitsunfall und keine Berufskrankheit vorliegen. Rehaleistungen für Altersrentner verordnet werden, denn diese sollen nach Unfall oder Krankheit so lange wie möglich in gewohnter Umgebung leben können. Reha für Mütter und Väter verordnet wird – so es sich nicht um eine reine Vorsorge handelt, sondern schon eine Beeinträchtigung vorliegt. Reha für Kinder und Jugendliche verordnet wird – so es sich nicht um eine reine Vorsorge handelt, sondern schon eine Beeinträchtigung vorliegt.

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