Erschienen in:
01.09.2014 | Leitthema
Schädel-Hirn-Trauma
MRT bei diffuser axonaler Verletzung
verfasst von:
Prof. PD Dr. A. Mallouhi
Erschienen in:
Die Radiologie
|
Ausgabe 9/2014
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Zusammenfassung
Klinisches/methodisches Problem
Das Rotationstrauma des Gehirns ist bei jungen Erwachsenen ein häufiger Grund für Behinderung oder Tod. Es führt häufig zu einer axonalen Scherverletzung. Die daraus resultierende Pathologie wird als diffuse axonale Verletzung („diffuse axonal injury“, DAI) bezeichnet. Die DAI-assoziierten Läsionen treten bilateral und verteilt auf und werden in der oberflächlichen und in der tiefen weißen Substanz beobachtet. Sie finden sich sowohl in der Nähe als auch weit entfernt von der Aufprallstelle.
Radiologische Standardverfahren
Bei klinischem Verdacht auf eine diffuse axonale Verletzung ist die Magnetresonanztomographie (MRT) zur weiteren Abklärung die Methode der Wahl, dies insbesondere bei Patienten mit einer unauffälligen Computertomographie des Schädels.
Methodische Innovationen
Zur Abklärung des Gehirns nach einem Schädel-Hirn-Trauma (SHT) wird ein multimodales MR-Verfahren angewendet, das in 2 Kategorien unterteilt werden kann: strukturelle und funktionelle MR-Bildgebung.
Leistungsfähigkeit
Für die strukturelle MRT kommen hauptsächlich die Fluid-attenuated-inversion-recovery(FLAIR)-Gewichtung und die suszeptibilitätsgewichtete Bildgebung (SWI) zum Einsatz. Die SWI ist außerordentlich auf Blutabbauprodukte empfindlich, welche als kleine Signalauslöschungen an 3 typischen Lokalisationen (an der Rinden-Mark-Grenzzone, im Corpus callosum und im Hirnstamm) zur Darstellung kommen.
Die funktionelle MRT umfasst eine Gruppe ständig in Entwicklung befindlicher Techniken, welche ein großes Potenzial zur optimalen Evaluierung der weißen Substanz bei Patienten nach einem SHT haben. Diese modernen bildgebenden Verfahren ermöglichen die Visualisierung der mit Scherverletzungen assoziierten Veränderungen, wie die Funktionsbeeinträchtigung der Axone, die verminderte Durchblutung und abnormale metabolische Aktivität der betroffenen Gehirnanteile.
Bewertung
Die multimodale MR-Abklärung bei Patienten mit DAI führt zu einer detaillierteren und differenzierteren Darstellung der zugrunde liegenden pathophysiologischen Veränderungen der verletzten Nervenbahnen und trägt zur Verbesserung der diagnostischen und prognostischen Genauigkeit der MRT bei.
Empfehlung für die Praxis
Bei Verdacht auf DAI sollte eine multimodale MRT sobald wie möglich nach SHT durchgeführt werden.