Erschienen in:
01.12.2015 | Originalien
Schmerztherapeutische Versorgung österreichischer Gesundheitszentren
Fragebogenstudie zum Istzustand österreichischer Schmerzambulanzen
verfasst von:
I.-S. Szilagyi, H. Bornemann-Cimenti, B. Messerer, M. Vittinghoff, Prof. Dr. A. Sandner-Kiesling
Erschienen in:
Der Schmerz
|
Ausgabe 6/2015
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Schmerzambulanzen bieten interdisziplinäre Therapieoptionen, um chronische Schmerzpatienten optimal behandeln zu können. In den letzten Jahren zeichnete sich im Gesundheitswesen ein Wandel der schmerztherapeutischen Versorgung österreichischer Gesundheitszentren ab. Für die Analyse der aktuellen Situation österreichischer Schmerzambulanzen wurden zwei Umfragen durchgeführt.
Material und Methoden
Insgesamt wurden 133 Leiter anästhesiologischer Abteilungen österreichischer Gesundheitszentren online und persönlich kontaktiert. Die Bestätigung der Erstbefragung sowie eine zusätzliche Erhebung struktureller und organisatorischer Informationen erfolgte durch je einen Anästhesisten pro Bundesland (n = 9).
Ergebnisse
In Österreich werden aktuell 44 Schmerzambulanzen mit sehr unterschiedlichen Betriebszeiten geführt. In der Summe ergibt das 17,5 vollzeitbetriebene Ambulanzen. In den letzten 5 Jahren wurden 9 Schmerzambulanzen geschlossen, mit folgenden Schließungsgründen: Personalressourcen (47 %), Zeitressourcen (26 %), Raumressourcen (11 %) und finanzielle Schwierigkeiten (11 %). Gründe für das Nichtbetreiben einer Schmerzambulanz: Personalressourcen (36 %), Zeitressourcen (25 %) und eine zu kleine Abteilungsgröße (16 %). Eine über 50 %ige Reduktion des Ambulanzbetriebs während der letzten 3 Jahre wurde in 9 Krankenhäusern berichtet. Basierend auf Schätzungen des Ist- und Sollbedarfs zeigen unsere Ergebnisse, dass in Österreich 74 % der chronischen Schmerzpatienten keine ambulante Schmerztherapie angeboten wird bzw. dass 49,5 vollzeitbetriebene Schmerzambulanzen fehlen.
Schlussfolgerungen
Unsere Befragung bestätigt die Schließung von 9 Schmerzambulanzen. Auch wenn der Betrieb einer Schmerzambulanz auf den ersten Blick hin mehr kostet als Gewinn bringt, generiert sie doch indirekt ein Plus an Umwegsrentabilität durch eine Reduktion von Aufenthaltstagen, Komplikationen und potenziellen rechtlichen Klagen bei gleichzeitig klarem Wettbewerbsvorteil. Unsere Ergebnisse zeigen, dass Schmerzambulanzen für die Versorgung von 74 % der chronischen Schmerzpatienten fehlen.
Aufgrund der jüngsten Schließungen und der Ressourceneinsparungen sowie der generell fehlenden Schmerzambulanzen ist zu befürchten, dass in Österreich keine schmerztherapeutische State-of-the-art-Versorgung gewährleistet werden kann.