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Der Nervenarzt

Erschienen in:

01.09.2014 | Historisches

„Schocktherapien“ im nationalsozialistischen Deutschland

Am Beispiel der Berliner Psychiatrie

verfasst von: Dr. L. Rzesnitzek, M.A. phil

Erschienen in: Der Nervenarzt | Ausgabe 9/2014

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Zusammenfassung

Die Annahme, dass in die „Euthanasie“-Morde verwickelte nationalsozialistische Psychiater die „Schocktherapien“ bevorzugt und besonders früh, radikal und rücksichtslos eingesetzt haben, verdunkelt das Bild dieser Behandlungen bis heute. Im nationalsozialistischen Berlin wurden die Insulinkoma-, Cardiazol- und Elektrokrampftherapie jedoch eher verzögert eingeführt, wie eine kasuistische Auswertung von Stichproben der Krankenakten der Berliner Psychiatrie im Nationalsozialismus zeigt. Auf dieser Grundlage wird die Beziehung zwischen der Einführung der „Schocktherapien“ ab 1933 und dem Nationalsozialismus kasuistisch beleuchtet.

Vgl. S 58: „Die damals übliche Elektroschocktherapie ist ein Beleg für die Gnadenlosigkeit des therapeutischen Handelns in jener Zeit. Der Elektroschock war ein hervorragendes Disziplinierungsmittel, denn er sollte u. a. eine Antriebsminderung des Patienten bewirken. […] Die Menschen in der Anstalt standen oftmals vor der Alternative, entweder ‚gemeinschaftsfähig geschockt‘ oder getötet zu werden.“

Im Jahr 1937 gab es in Berlin neben der Psychiatrischen und Nervenklinik der Charité die Städtischen Heil- und Pflegeanstalten Buch, Herzberge und Wuhlgarten sowie die Wittenauer Heilstätten. Daneben existierten eine Reihe privater oder konfessioneller Heil- und Pflegeanstalten wie u. a. die Waldhaus-Klinik in Berlin Nikolassee, das Goldstein-Sanatorium in Berlin Lichterfelde-Ost oder das Berolinum in Berlin-Lankwitz und die St. Josefs Heilanstalt in Berlin-Weißensee.

Vgl. S 58: „Auch in die Vorbereitungsphase der Euthanasieaktion ‚T4‘ war Waetzoldt ebenso einbezogen wie in die ‚Abgabe‘ von Patienten an Konzentrationslager. Das geschah parallel zu der von Waetzoldt und seinen Ärzten betriebenen Weiterentwicklung psychiatrischer Therapieformen in Form der Insulinschock- und Cardiazolschock-Behandlung und nicht zuletzt der für die Kranken besonders qualvollen Elektroschocktherapie.“

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Titel: „Schocktherapien“ im nationalsozialistischen Deutschland
Am Beispiel der Berliner Psychiatrie
verfasst von: Dr. L. Rzesnitzek, M.A. phil
Publikationsdatum: 01.09.2014
Verlag: Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in: Der Nervenarzt / Ausgabe 9/2014
Print ISSN: 0028-2804
Elektronische ISSN: 1433-0407
DOI: https://doi.org/10.1007/s00115-013-3918-1

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