Sicherheitskanülen nun Pflicht

Seit April gilt eine neue technische Regel für biologische Arbeitsstoffe. Diese verlangt von Praxischefs einen besseren Schutz ihrer Mitarbeiter vor Nadelstichverletzungen. Die technische Regel für biologische Arbeitsstoffe im Gesundheitswesen und in der Wohlfahrtspflege – kurz TRBA 250 – ist das für Arztpraxen maßgebliche Dokument, wenn es um den Schutz vor Nadelstichverletzungen geht. Doch so ganz neu sind die Forderungen, die die aktualisierte TRBA 250 nun an die Praxischefs stellt nicht. Denn bereits seit Ende Juli vergangenen Jahres ist die zugehörige neue Biostoffverordnung (BioStoffV) in Kraft. Mit ihr wurde bereits 2013 die EU-Nadelstichrichtlinie (2010/32/EU) in nationales Recht umgewandelt. Die neue TRBA greift diese Änderungen in der Biostoffverordnung nun auf – und stellt dabei die klareren Spielregeln für die Praxen auf. Spitze Geräte möglichst aus den Praxen verbannen So sind vorrangig solche Arbeitsverfahren und Arbeitsmittel auszuwählen, die den Einsatz spitzer und scharfer medizinischer Instrumente überflüssig machen. Ist dies in einzelnen Arbeitsbereichen nicht möglich, sind Arbeitsgeräte mit Sicherheitsmechanismen zu verwenden, bei denen keine oder eine geringere Gefahr von Stich- und Schnittverletzungen besteht, heißt es in der Richtlinie. Unabhängig davon sind bei allen Tätigkeiten, bei denen durch mögliche Stichverletzungen eine Infektionsgefahr besteht oder angenommen werden kann, Sicherheitskanülen und Co. zu verwenden. Zu diesen Tätigkeiten zählt die TRBA insbesondere Blutentnahmen, sonstige Punktionen zur Entnahme von Körperflüssigkeiten sowie das Legen von Gefäßzugängen. Die eingesetzten Sicherheitsgeräte müssen zudem „einfach und anwendungsorientiert“ zu benutzen sein. Praxischefs müssen alle zwei Jahre prüfen Ebenfalls aufgenommen in die neue TRBA 250 wurde die Forderung aus der Biostoffverordnung, dass die Praxen regelmäßige Gefährdungsbeurteilungen durchführen sollen. Dabei gilt: Es hat vor Aufnahme der Tätigkeit mit Gefahrenstoffen eine Gefährdungsbeurteilung stattzufinden, die anschließend mindestens alle zwei Jahre überprüft und gegebenenfalls aktualisiert werden muss. Beurteilung und Überprüfung müssen dokumentiert werden. An der Gefährdungsbeurteilung müssen sich dann die Schutzmaßnahmen in der Praxis ausrichten. Wobei der Praxischef laut BioStoffV die Schutzmaßnahmen nach dem Stand der Technik sowie nach gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu ergreifen hat. Davon kann abgewichen werden, wenn durch andere Maßnahmen zumindest in vergleichbarer Weise der Schutz von Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten gewährleistet wird. Das heißt, Praxischefs sollten sich regelmäßig in Sachen Arbeitsschutz und sichere Instrumente informieren. Weil in den Praxen der Augenblick, in dem Medizinische Fachangestellte oder Ärzte gebrauchte Kanülen in die Schutzkappen zurückstecken, Ursache Nummer eins von Nadelstichverletzungen ist, wird mit der aktuellen TRBA 250 das Zurückstecken in Schutzkappen untersagt. Verstöße können auch strafrechtliche Folgen haben Verstöße gegen die Biostoffverordnung und TRBA 250 können übrigens nicht nur als Ordnungswidrigkeit geahndet werden und Praxischefs eine Geldbuße von bis zu 25.000 Euro einbringen. Wer durch Verstöße vorsätzlich Leben oder Gesundheit eines Beschäftigten in der Praxis gefährdet, macht sich nach Paragraf 21 BioStoffV auch im Sinne des Arbeitsschutzgesetzes strafbar. Und arbeitsschutzrechtliche Straftaten können mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr geahndet werden (Paragraf 26 Arbeitsschutzgesetz).

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