Erschienen in:
01.02.2015 | Editorial
Sucht und Kriminalität
verfasst von:
Prof. Dr. Norbert Leygraf
Erschienen in:
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
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Ausgabe 1/2015
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Auszug
Süchtiges und delinquentes Verhalten scheinen eng miteinander verwandt zu sein, jedenfalls treten sie häufig gemeinsam auf. Dies ist zunächst nur ein korrelativer und kein ursächlicher Zusammenhang, zumindest nicht in dem Sinne, dass das eine Verhalten das andere bedingen würde, auch wenn in Strafverfahren oft versucht wird, eine derartige Kausalbeziehung herzustellen. Geht es hierbei um die kriminogene Wirkung der akuten Berauschung, war meist Alkohol im Spiel, dessen enthemmende und Aggressionshandlungen fördernde Wirkung nicht nur alltäglich bekannt, sondern wissenschaftlich belegt ist. Dies gilt für andere Suchtmittel nicht in gleicher Weise, insbesondere nicht für Cannabis, was auch ein Grund dafür sein dürfte, dass im Strafvollzug auf einen Alkoholkonsum zumeist sehr viel rigider reagiert wird als auf einen Cannabiskonsum. Die weite Verbreitung von Cannabis und anderen Drogen im Strafvollzug dürfte im Übrigen nicht alleine durch die spezifischen Probleme der Strafgefangenen bedingt sein, sondern weist auf die Bedeutung sozialer Rahmen- und Umgebungsbedingungen für einen solchen Konsum hin. …