Erschienen in:
18.04.2016 | Suizid | Leitthema
Suizid im psychiatrischen Krankenhaus
Ergebnisse, Risikofaktoren, therapeutische Maßnahmen
verfasst von:
Prof. Dr. Dr. h.c. M. Wolfersdorf, R. Vogel, R. Vogl, M. Grebner, F. Keller, M. Purucker, F. M. Wurst
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 5/2016
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Zusammenfassung
Suizidprävention ist eine zentrale psychiatrisch-psychotherapeutische Aufgabe. Umbruchszeiten gehen auch unter den beschützenden Rahmenbedingungen einer Klinik mit vermehrt auffälligem Verhalten einher, hier mit erhöhten Suizidraten, wie sie in den 1970er und 1980er Jahren in der deutschsprachigen klinischen Psychiatrie beobachtet wurden. Dass es sich dabei um eine reale Zunahme handelte, die dann ab den 1990er Jahren durch eine deutliche Abnahme auf die aktuell niedrigsten Suizidraten um 50 auf 100.000 Aufnahmen pro Jahr zurückging, ist belegt. Man kann in der Psychiatrie auch sterben, eine absolute Suizidprävention gibt es nicht, auch nicht unter optimalen Bedingungen von Therapie und Pflege, Kommunikation und Sicherung. Die Suizidraten, bezogen auf Aufnahmen, haben in den letzten beiden Jahrzehnten deutlich abgenommen. Vor allem die als neue klinische Suizidrisikogruppe definierte Gruppe junger schizophrener Männer hat unter den Suizidenten abgenommen, während der Anteil depressiv Kranker prozentual gestiegen ist. Die Abnahme mag mit der umfänglichen Verbesserung der Aus-, Weiter- und Fortbildung zum Thema Suizidalität und Suizidprävention, mit einer Versachlichung des Umganges damit, mit der Entwicklung diagnostischer und therapeutischer Strategien, mit einer Verbesserung von Therapie und Beziehungsangeboten und mit einer allgemeinen Abnahme der Suizidzahlen in Deutschland zusammenhängen.