Erschienen in:
01.07.2015 | Originalien
Systemische Familienrekonstruktion im psychosomatischen Behandlungskontext
verfasst von:
Thomas Bay, Armin Hartmann, Michael Wirsching, Johanna Klein, Johanna Riehl, Nina Pletschen, PD Dr. med. Andreas Joos
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 4/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Systemische Familienrekonstruktion wird in Ausbildungs- und ambulanten Kontexten, aber bislang kaum in der stationären psychosomatischen Behandlung eingesetzt.
Ziel der Arbeit
Die vorliegende Studie untersuchte langfristige Wirkungen einer Familienrekonstruktionsgruppe im stationären Setting (teil- und vollstationär). Dabei wurde auf Aspekte des Konzepts der „persönlichen Autorität im Familiensystem“ fokussiert. Ergänzend wurden Veränderungen allgemeine
r psychopathologische
r Merkmale erfasst.
Material und Methode
Es wurden 147 stationär behandelte Patienten (87 Gruppenteilnehmer und 60 Patienten einer Vergleichsgruppe) nach 4,5 Jahren (Mittel) nachuntersucht. Hierzu kamen der Fragebogen „Persönliche Autorität im Familiensystem“ (PAFS-Q) und ein selbst entwickelter Fragebogen zur Wahrnehmung der Familie zum Einsatz, außerdem die Symptom Checklist-90-Revised (SCL-90-R®), das Beck-Depressionsinventar (BDI) und das Inventar zur Erfassung Interpersonaler Probleme (IIP) zur Evaluation der allgemeinen psychopathologischen Merkmale. Der PASF-Q wurde ausschließlich von Teilnehmern ausgefüllt.
Ergebnisse
Gruppenteilnehmer setzten sich im Vergleich mit Nichtteilnehmern intensiver mit ihren Eltern auseinander und nahmen ihre Position in der Herkunftsfamilie positiver wahr. Im Längsschnitt zeigten Gruppenteilnehmer im PAFS-Q höhere Werte für Intimität und niedrigere für Beeinflussung. Bezüglich allgemeiner psychopathologischer Merkmale fanden sich stabile Verbesserungen über 4 Jahre, jedoch ohne Gruppenunterschiede.
Schlussfolgerung
Gruppenteilnehmer setzten sich psychotherapeutisch intensiver mit ihrer Herkunftsfamilie auseinander als Nichtteilnehmer und zeigten im PAFS-Q positive Veränderungen. Wesentliche Limitierung der Studie ist das retrospektive Design, sodass die Ergebnisse durch prospektive Untersuchungen bestätigt werden müssen.