Erschienen in:
01.09.2015 | Übersichten
Tagesschläfrigkeit und Verkehrssicherheit
Präventive Ansätze aus schlafmedizinischer Sicht
verfasst von:
Dr. phil. Roland Popp, Dr. med. Peter Geisler
Erschienen in:
Somnologie
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Ausgabe 3/2015
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Zusammenfassung
Erhöhte Tagesschläfrigkeit und dadurch bedingte Aufmerksamkeitsdefizite sind häufige Ursachen von Verkehrsunfällen. Sie können durch Schlafmangel, Monotonie, Medikamente, Drogen und Alkohol, aber auch durch reduzierte Erholsamkeit des Schlafs aufgrund von Schlafunterbrechungen, wie bei Schlafapnoe, und durch Störungen der Schlafregulation verursacht werden. Viele häufig verwendete Maßnahmen gegen Schläfrigkeit sind nicht oder nur sehr kurzfristig wirksam. Geeignete Gegenmaßnahmen sind v. a. Pausen mit kurzem Schlaf und der Konsum von Koffein.
Anzeichen von Schläfrigkeit werden vor ungewolltem Einschlafen regelmäßig wahrgenommen; viele Fahrer nehmen diese Warnzeichen aber nicht ernst und unterschätzen das damit verbundene Risiko. Durch gezielte Informationskampagnen wird versucht, das Bewusstsein für die Risiken von Schläfrigkeit am Steuer zu verbessern. Durch technische Maßnahmen im Straßenbau (z. B. Rüttelstreifen am Fahrbahnrand, Bau von Parkplätzen in kürzeren Abständen) und Fahrerassistenzsysteme kann das Unfallrisiko vermindert werden. Bei Berufskraftfahrern sollte die Einhaltung der Lenk- und Ruhezeiten verstärkt überprüft und die Regelungen nach chronobiologischen Aspekten optimiert werden.
In den Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung des Jahres 2014 wird explizit die Begutachtung bei Tagesschläfrigkeit geregelt. Die Abklärung sollte durch schlafmedizinische bzw. somnologische Untersuchung erfolgen. Neben subjektiven Verfahren (Fragebögen) werden der Einsatz mehrdimensionaler objektiver Verfahren, insbesondere von Vigilanz- und Daueraufmerksamkeitstests, und im Zweifelsfall die Überprüfung der Fahreignung durch eine praktische Fahrprobe empfohlen. Bei Kraftfahrern mit erhöhten Anforderungen (Fahrerlaubnisgruppe 2) werden strengere Kriterien angelegt. Durch geeignete Behandlung kann bei vielen Probanden mit Tagesschläfrigkeit zumindest eine bedingte Fahreignung unter bestimmten Auflagen erreicht werden.