Erschienen in:
31.10.2014 | Medizin aktuell
Testosterondebatte braucht Sachlichkeit
verfasst von:
Friederike Klein
Erschienen in:
Uro-News
|
Ausgabe 11/2014
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Auszug
Der Late-onset-Hypogonadismus ist mit einer erhöhten Mortalität assoziiert, wie auch Ergebnisse aus der European Aging Male Study (EMAS, [Pye SR et al. J Clin Endocrinol Metab 2014; 99: 1357–66]) bestätigten. Die therapeutische Testosteronsubstitution wird jedoch kontrovers diskutiert. Die amerikanische Arzneimittelbehörde prüft derzeit u. a. das kardiovaskuläre Risiko einer solchen Hormonersatztherapie beim Mann [FDA Advisory Committee Industry Briefing Document: Testosterone Replacement Therapy. Sept. 17, 2014]. Die Daten sind widersprüchlich: Zwei Beobachtungsstudien fanden mehr kardiovaskuläre Ereignisse unter der Testosteronsubstitution [Vigen R et al. JAMA 2013; 310: 1829–36 sowie Finkle WD et al. PLoS One 2014; 9: e85805], eine ein numerisch geringeres Risiko für Herzinfarkt [Baillargeon J et al. Ann Pharmacother 2014; 48: 1138–44] und zwei sogar ein allgemein verringertes Mortalitätsrisiko [Shores MM et al. J Clin Endocrinol Metab 2012; 97: 2050–8 sowie Muraleedharan V et al. Eur J Endocrinol 2013; 169: 725–33]. Besonders die Substitution bei älteren und kardiovaskulär vorerkrankten Männern steht für die FDA zur Debatte. Dass die Testosteronsubstitution positive Effekte hat, stellt sie nicht infrage und nennt u. a. günstige Einflüsse auf die Knochendichte, sexuelle Funktion und — mit schwächerer Evidenz — auf Stimmung und Fatigue. Dennoch bleibt sie aufgrund der stark angestiegenen Verordnungszahlen und einer unzureichenden Datenlage sowie Studienqualität bei einer kritisch-vorsichtigen Haltung und fordert mehr Daten zur kardiovaskulären Sicherheit. …