Erschienen in:
01.05.2015 | Schwerpunkt: Der psychotherapeutische Prozess - Originalien
Therapeutische Adhärenz in der kognitiven Verhaltenstherapie der „Binge-eating“-Störung
verfasst von:
Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Anne Brauhardt, Martina de Zwaan, Stephan Herpertz, Stephan Zipfel, Jennifer Svaldi, Hans-Christoph Friederich, Anja Hilbert
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 3/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Für die durch wiederkehrende Essanfälle gekennzeichnete „Binge-eating“-Störung (BES) wurde die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) als Behandlungsmethode der Wahl etabliert. Zum Psychotherapieprozess, der das Therapieergebnis beeinflusst, ist jedoch wenig bekannt.
Ziel der Arbeit
Da Untersuchungen zum Prozessaspekt der therapeutischen Adhärenz Unterschiede zwischen Patienten eines Therapeuten und zwischen verschiedenen Therapeuten belegen, soll der Einfluss von Patienten- und Therapeutenmerkmalen auf die therapeutische Adhärenz geprüft werden.
Material und Methode
In einer prospektiven, multizentrischen, randomisierten kontrollierten Behandlungsstudie zum Wirksamkeitsvergleich von KVT und internetbasierter angeleiteter Selbsthilfe (INTERBED) wurde die therapeutische Adhärenz in der KVT durch unabhängige Rater erfasst. Patienten- und Therapeutenmerkmale wurden mithilfe eines Interviews und eines Selbstberichts erhoben.
Ergebnisse
Soziodemografische Merkmale wie ein geringeres Bildungsniveau der Patienten und weibliches Geschlecht der Therapeuten wurden als signifikante Prädiktoren einer höheren therapeutischen Adhärenz identifiziert. Störungsspezifische Merkmale der Patienten waren nicht mit der therapeutischen Adhärenz assoziiert. Therapeutenmerkmale wie geringerer Ausbildungsgrad, geringere erlebte therapeutische Kompetenz und höhere Erwartungen sowie höheres emotionales Wohlbefinden der Therapeuten sagten eine höhere therapeutische Adhärenz vorher.
Schlussfolgerung
Die etablierte hohe therapeutische Adhärenz erschien unabhängig vom Patienten, während einige Therapeutenmerkmale als Prädiktoren identifiziert wurden. Ungünstige Einflüsse auf die therapeutische Adhärenz bedürfen weiterer Erforschung und der stärkeren Berücksichtigung in der Ausbildung von Therapeuten.