Erschienen in:
01.04.2015 | Originalien
Therapie des akuten Lungenversagens
Umfrage an deutschen ARDS-Zentren und wissenschaftliche Evidenz
verfasst von:
M. Kredel, D. Bierbaum, C. Lotz, J. Küstermann, N. Roewer, PD Dr. R.M. Muellenbach, MHBA
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
|
Ausgabe 4/2015
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Die Therapie des akuten Lungenversagens („acute respiratory distress syndrome“, ARDS) besteht neben der spezifischen Behandlung der auslösenden Ursache aus einer lungenprotektiven Beatmung und einer Reihe von adjuvanten bzw. supportiven Maßnahmen.
Ziel der Arbeit
Mithilfe einer Umfrage in deutschen ARDS-Zentren sollten deren Therapiestrategien bei Patienten mit ARDS ermittelt werden.
Material und Methode
Die 39 im Jahr 2011 verzeichneten deutschen ARDS-Netzwerk-Zentren wurden gebeten, einen Fragebogen zu Klinik, Epidemiologie, Diagnostik und Therapiemaßnahmen des ARDS auszufüllen.
Ergebnisse
Vollständige Fragebogen sendeten 25 Zentren zurück. Zur Beatmung wurde ein medianes Tidalvolumen von minimal 4 bis maximal 6 ml/kg idealisiertes Körpergewicht („ideal body weight“, IBW; Bereich: minimal 2–6 bis maximal 4–8 ml/kg IBW) angegeben. Der mediane positive endexspiratorische Druck (PEEP) reichte von 10–21 cm H2O (Bereich: minimal 5–15 bis maximal 15–25 cm H2O). Der Plateaudruck wurde auf ca. 30 cm H2O (Bereich: 26–45 cm H2O) begrenzt. Kontrollierte Beatmungsmodi wurden bevorzugt; nur 8 % der Befragten favorisierten assistierte Modi. Regelmäßig setzten 32 % der Zentren Muskelrelaxanzien in der Frühphase des ARDS ein. In Bezug auf die Lagerungstherapie wurde eine 135°-Lagerung mit 88 % gegenüber der Bauchlagerung mit 60 % favorisiert. Häufig verwendete supportive Therapien waren Stickstoffmonoxid (44 %), Prostazyklin (48 %) und Kortikosteroide (52 %). Ein restriktives Flüssigkeitsschema nutzten 48 %, ein spezielles Ernährungsregime 28 % der Zentren. Während extrakorporaler Membranoxygenierung (ECMO, 22 Zentren) wurde die Beatmung mit reduzierten Tidalvolumina (91 %), Inspirationsdrücken (96 %) und niedrigen Atemfrequenzen (≤ 8/min in 31 % der Zentren) durchgeführt.
Schlussfolgerungen
Die als Standard geltende lungenprotektive Beatmung und die ebenfalls mit hoher Evidenz belegte Lagerungstherapie wurden in nahezu allen Zentren angewendet. Erfolgversprechende supportive Verfahren wie z. B. Muskelrelaxierung in der Frühphase des ARDS wurden teilweise eingesetzt. Während ECMO kamen häufig „ultraprotektive“ Beatmungsstrategien zum Einsatz.