Thromben im Splanchnikusgebiet erste Anzeichen von Krebs?

Venenthrombosen im Splanchnikusgebiet sind möglicherweise ein Marker für Tumoren und darüber hinaus ein Prognosefaktor bei Patienten mit Leber- oder Pankreaskrebs, wie aus einer dänischen Registerstudie hervorgeht. Mehrere Studien haben bekanntlich ergeben, dass Patienten mit Beinvenenthrombosen oder Lungenembolien ein zwei- bis vierfach erhöhtes Risiko für Krebs innerhalb des ersten Jahres nach dem thrombotischen Ereignis haben. Wie dagegen der Zusammenhang zwischen Venenthrombosen im Splanchnikusgebiet – dazu werden Pfortader, Mesenterial-, Milz- und suprahepatische Venen gerechnet – und Krebs ist, wurde bisher noch nicht bevölkerungsgestützt untersucht, wie dänische Epidemiologen um Dr. Kirstine K. Søgaard von der Universitätsklinik in Aarhaus berichten. Die meisten Gerinnsel wurden sonografisch oder per CT bestätigt Um den Zusammenhang mit Venenthrombosen im Splanchnikusgebiet (SVT, Splanchnic Venous Thrombosis) besser zu beleuchten, haben die Wissenschaftler deshalb die Befunde von 1191 Patienten ausgewertet, bei denen zwischen 1991 und 2011 Thrombosen in dieser Region des Abdomens diagnostiziert worden waren. Die SVT waren mit einem Anteil von 71% bei den meisten Patienten per Sonografie oder Computertomografie bestätigt worden. Das Follow-up lag median bei 1,6 Jahren. Berechnet wurde die Wahrscheinlichkeit für eine Krebserkrankung im Vergleich zur übrigen Bevölkerung Dänemarks. Außerdem berechneten Søgaard und ihre Kollegen die Überlebenswahrscheinlichkeit von Krebspatienten mit bzw. ohne venöse Splanchnikusthrombosen. Auf der Basis der Daten des dänischen Krebsregisters stellten die Wissenschaftler fest, dass unter den 1191 SVT-Patienten bei 183 Patienten Krebs diagnostiziert worden war, bei 95 von ihnen innerhalb von drei Monaten nach der SVT-Diagnose. 18 Patienten erkrankten nach drei bis zwölf Monaten und 70 frühestens nach einem Jahr. Mit 41 betroffenen Patienten hatten sich die Tumoren am häufigsten in der Leber entwickelt, am zweithäufigsten im Pankreas, nämlich bei 17 Patienten. Bei acht Patienten wurden myeloproliferative Neoplasien diagnostiziert. Darüber hinaus ermittelten die Wissenschaftler das standardisierte Inzidenzverhältnis (SIR, standardized incidence ratio), also den Quotienten aus der in der SVT-Gruppe beobachteten und der in der übrigen Bevölkerung erwarteten Zahl an Krebspatienten. Danach war die Wahrscheinlichkeit, innerhalb eines Vierteljahres nach der SVT-Diagnose irgendeinen Tumor zu entdecken, 33fach höher als erwartet (SIR = 33). Deutlich verringerte Überlebensrate bei Leber- und Pankreaskrebs Alle Patienten mit einem hepatozellulären Karzinom oder einem Bauchspeicheldrüsenkrebs hatten unabhängig von der Diagnose von SVT eine schlechte Prognose. Die Überlebensrate nach drei Monaten war jedoch in der Gruppe der Leberkrebspatienten mit SVT-Diagnose deutlich niedriger als bei Patienten ohne diese Diagnose (44% versus 55%). Nach einem Jahr war der Unterschied noch größer (17% versus 30%). Bei Patienten mit einem Pankreaskarzinom lagen die Überlebensraten nach einem Vierteljahr bei 35% versus 53%. Nach einem Jahr waren die SVT als Prognosefaktor jedoch nicht mehr geeignet (15% versus 17%). Die Wissenschaftler halten es für möglich, dass Thromben im Splanchnikusgebiet bei manchen Patienten die ersten Zeichen eines Tumors sind, der die Entstehung der Gerinnsel getriggert hat. Für die Pathogenese bedeutsam sind Hyperkoagulabilität, Gefäßwandschäden, die die Tumorinvasion begünstigen, sowie ein verlangsamter Blutfluss aufgrund von Kompressionen der Venen im Splanchnikusgebiet. Die Studienergebnisse könnten Anlass sein, das Pro und Contra eines Screenings von Patienten mit Verdacht auf okkulte Tumoren zu diskutieren, so Søgaard und ihre Kollegen.

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