Erschienen in:
01.04.2015 | Leitthema
Totgesagte leben länger
Empfehlungen zur Integrierten Versorgung aus Sicht der gesetzlichen Krankenkassen
verfasst von:
Prof. Dr. Volker Amelung, S. Wolf, S. Ozegowski, S. Eble, H. Hildebrandt, F. Knieps, R. Lägel, R.-U. Schlenker, R. Sjuts
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 4-5/2015
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Zusammenfassung
Die traditionelle Sektorentrennung der medizinischen Versorgung in Deutschland verursacht Schnittstellenprobleme, die eine patientenorientierte, kontinuierliche Behandlung der Patienten behindert. Am deutlichsten treten diese beim Übergang vom stationären in den ambulanten Sektor auf. Aber auch innerhalb der Sektoren sind Versorgungsbrüche sowie fehlende oder gar fehlerhafte Informationsflüsse zu beobachten. Der Übergang von der sektoralen Funktionsgliederung zur patientenorientierten Prozesssteuerung stellt einen Paradigmenwechsel in der medizinischen Versorgung dar, der nur unter erheblichen Anstrengungen zu erreichen ist. Eine Schlüsselrolle nehmen die Krankenkassen ein, die als Vertragspartner und Geldgeber der Integrierten Versorgung (IV) im Zentrum des Entwicklungsprozesses stehen.
Ziel des vorliegenden Beitrages ist es, aufzuzeigen, wie die Krankenkassen die IV wahrnehmen, welche Treiber und Hindernisse sie sehen und welche Handlungsempfehlungen sie für die Weiterentwicklung geben. Hierzu wurden leitfadengestützte Interviews mit Vorständen und IV-Verantwortlichen von zehn Krankenkassen geführt, die insgesamt mehr als die Hälfte der GKV-Versichertenschaft repräsentieren. Nach Einschätzung der Befragten müssen die Rahmenbedingungen für die IV dringend weiterentwickelt und innovationsfreundlicher gestaltet werden.
Nur so lasse sich die weitgehende Stagnation der vergangenen Jahre überwinden. Zu den zentralen Empfehlungen gehören die Deregulierung des § 140a-d SGB V und die Etablierung einer einheitlichen Gesetzesgrundlage für neue Versorgungsformen im Sinne eines Innovationsparagraphen. Der von der Bundesregierung angekündigte Innovationsfonds wird mit großen Hoffnungen, aber auch Risiken verbunden. Insgesamt ist die Erwartungshaltung der Krankenkassen gegenüber dem Versorgungsstärkungsgesetz entsprechend hoch.