Erschienen in:
01.12.2010 | Schwerpunkt
Transienter neonataler Diabetes und Hypomethylierungssyndrome
verfasst von:
S. Bens, R. Siebert, A. Caliebe
Erschienen in:
medizinische genetik
|
Ausgabe 4/2010
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Zusammenfassung
Der transiente neonatale Diabetes (TNDM) ist definiert als Manifestation einer diabetogenen Stoffwechsellage in den ersten Lebenswochen und Normalisierung des Glukosestoffwechsels bis zum 18. Lebensmonat. Zu den klinischen Kardinalsymptomen zählen intrauterine Wachstumsverzögerung, Hyperglykämie und Dehydratation bei fehlender Ketoazidose. Die Ätiologie des TNDM ist sehr heterogen. In 70% der Fälle ist die Erkrankung mit Aberrationen in der Chromosomenregion 6q24 assoziiert. Diese Chromosomenregion enthält die genomisch geprägten Gene PLAGL1/ZAC und HYMAI. Durch eine paternale uniparentale Disomie 6 (upd(6)pat), eine paternale Duplikation der geprägten Region in 6q24 oder durch Imprintingdefekte des maternalen Allels kommt es zu einer Überexpression des paternal exprimierten Gens PLAGL1. Imprintingdefekte können isoliert oder im Rahmen eines Hypomethylierungssyndroms mit Beteiligung mehrerer geprägter Loci des Genoms auftreten. Hypomethylierung an multiplen Loci wurde bis jetzt bei Patienten mit TNDM, Silver-Russell-Syndrom (SRS) und Beckwith-Wiedemann-Syndrom (BWS) beobachtet. Das Wiederholungsrisiko hängt wesentlich von der Ursache des TNDM an. Chromosomale Aberrationen der Eltern unter Beteiligung des Chromosoms 6 erhöhen das Risiko sowohl für eine UPD des geprägten Bereichs in 6q24 als auch für eine paternale Duplikation. Jedoch entstehen sowohl UPD als auch Duplikationen zumeist de novo.