Erschienen in:
01.09.2014 | Originalien
Trauma und sexuelle Störungen
Multizentrische Untersuchung von Patienten mit komplexer posttraumatischer Belastungsstörung
verfasst von:
Dr. Melanie Büttner, Birger Dulz, Ulrich Sachsse, Bettina Overkamp, Martin Sack
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 5/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Patienten mit komplexen Traumafolgestörungen leiden häufig an sexuellen Störungen, insbesondere wenn sie sexueller Gewalt ausgesetzt waren. Obwohl traumaassoziierte sexuelle Störungen mit erheblichen negativen Folgen für die Betroffenen einhergehen, findet das Thema bisher im wissenschaftlichen und klinischen Kontext nur wenig Berücksichtigung.
Material und Methoden
Untersucht wurde die Prävalenz sexueller Störungen und traumatischer Erfahrungen bei 189 Patienten (81 % Frauen, 19 % Männer) mit komplexer posttraumatischer Belastungsstörung. Sexuelle Störungen wurden mit dem Interview zur komplexen posttraumatischen Belastungsstörung (I-kPTBS) erfasst, die Traumaprävalenz mit dem Traumatic Antecedents Questionnaire (TAQ).
Ergebnisse
Über mindestens eine sexuelle Störung berichteten 77,2 % der Teilnehmer; hierbei waren hyposexuelle Störungen bei beiden Geschlechtern häufiger als hypersexuelle. Hyposexuelle Störungen waren bei Frauen, hypersexuelle Störungen bei Männern häufiger als beim jeweils anderen Geschlecht. Es berichteten 50,8 % der Teilnehmer über sexuelle Missbrauchserfahrungen; Frauen waren hiervon öfter betroffen als Männer. Das Auftreten hyposexueller Störungen war mit dem Vorliegen sexueller Gewalterfahrungen in der Kindheit assoziiert.
Schlussfolgerung
Es besteht Bedarf an weiterer Forschung zu traumaassoziierten sexuellen Störungen und wirksamen Konzepten zu deren Behandlung. Die Entwicklung neuer Behandlungsansätze sollte in interdisziplinärer Zusammenarbeit erfolgen.