Typ-1-Diabetes-Kontrolle in Deutschland relativ gut

Weltweit ist die Blutzuckerkontrolle von Typ-1-Diabetikern durchaus verbesserungswürdig, wie eine große internationale Studie offenlegt. Allerdings gibt es große Unterschiede zwischen den Ländern. In Deutschland scheint die Blutzuckerkontrolle von Typ-1-Diabetikern vergleichsweise gut zu funktionieren, wie ein internationaler Vergleich der HbA1c-Werte offenlegt. Allerdings ist die Mehrheit der weltweiten Typ-1-Diabetker nicht so gut eingestellt, wie von den Leitlinien vorgegeben. In die Studie sind Daten von 324.501 Erwachsenen und Kindern mit Typ-1-Diabetes aus 19 Ländern und Regionen in Europa, den USA und Australien eingegangen (28.664 Patienten kamen aus Deutschland). Damit ist dies die erste weltweite Analyse, in der die Blutzuckerkontrolle von einer so großen Zahl von Typ-1-Diabetikern jeglichen Alters miteinander verglichen wurde. Die meisten internationalen und nationalen Fachgesellschaften empfehlen ein HbA1c-Ziel von 6,5–7,5% für die Mehrheit aller Typ-1-Diabetiker. 15 bis 24-Jährige Diabetiker sind schlecht eingestellt Der durchschnittliche HbA1c in dieser Analyse lag zwischen 7,4% und 9,4%. Nur knapp ein Drittel (28,1%) der Gesamtpopulation erreichte einen Zielwert von unter 7,5%, wobei in den verschiedenen Altersgruppen die 15- bis 24-Jährigen Diabetiker die höchsten Werte aufwiesen. Dies verdeutliche die besondere Herausforderung beim Diabetesmanagement von Teenagern und jungen Erwachsenen, schreiben Prof. John McKnight von der Universität Edinburgh und seine Mitautoren. Die emotionale Instabilität und erhöhte Insulinresistenz in der Pubertät mache die Diabeteskontrolle in diesem Alter schwierig. Erschwerend seien zudem die Lebensumstände mit Anfang Zwanzig, wenn junge Erwachsene in der Regel ihr Elternhaus verlassen und eine Ausbildung beginnen. Deutschland mit Spitzenplätzen Große Unterschiede taten sich auch zwischen den Ländern auf: Bei den unter 15-jährigen Kindern liegt Lettland auf dem letzten Platz mit einem mittleren HbA1c von 9,4%; Deutschland hingegen ist hier mit einem mittleren HbA1c von 7,6% gemeinsam mit Italien und Österreich Spitzenreiter. In den anderen Altersgruppen (15- bis 24- und über 25-Jährige) wiesen die Schotten die höchsten und die Ukrainer die niedrigsten Blutzuckerwerte auf. Generell hatten die über 25-jährigen Deutschen die beste Chance auf eine gute glykämische Kontrolle: Nur 46,4% wiesen einen HbA1c von 7,5% oder darüber auf. Für 15- bis 24-jährige Iren waren die Aussichten am schlechtesten: Bei den meisten (91,1%) lag der HbA1c über 7,4%. Für deutsche Diabetiker jeglichen Alters war die Wahrscheinlichkeit auf eine gute Blutzuckerkontrolle (HbA1c <7,5%) mehr als dreimal so hoch wie für Diabetiker in England und Wales (Odds Ratio von 3,43). Ebenfalls stark variierte die Anzahl der Insulinpumpen, die in den einzelnen Ländern zum Einsatz kamen (bei 1–93% der Patienten). Starke regionale Unterschiede Als mögliche Ursachen für diese länderspezifischen Differenzen führen die Studienautoren Unterschiede bei der Diabetesschulung, der Kontakthäufigkeit zwischen Patient und Arzt, den ethnischen, kulturellen, sozioökonomischen sowie strukturelle Gegebenheiten (Distanz zwischen Zuhause und medizinischer Versorgung), dem Zugang zu Spezialisten, der Therapiefinanzierung, der Ausbildung von Ärzten bzw. Diabetologen und den nationalen und regionalen Leitlinien-Empfehlungen zu den HbA1c-Zielen an. Natürlich bestehe auch die Möglichkeit eines Bias, räumen sie ein. Zum Beispiel könnte in manchen Ländern ein größerer Anteil an Typ-2-Diabetikern oder Diabetes-Erstdiagnosen in die Analyse eingegangen sein. Es sei jedoch unwahrscheinlich, dass eine solche Verzerrung alle Unterschiede erkläre. Verbesserungspotenzial in allen Ländern Trotz ihrer Limitationen zeige die Studie eindeutig, dass es Verbesserungspotenzial in der Blutzuckerkontrolle von Typ-1-Diabetikern in allen Ländern gebe, betonen McKnight und Kollegen – gerade im Hinblick auf die mikro- und makrovaskulären Folgen einer schlechten Diabeteseinstellung. Sie stellen folgende Fragen: „Warum hat die Mehrheit aller Typ-1-Diabetiker durch alle Populationen hinweg zu hohe Blutzuckerkonzentrationen? Liegt das an der teils eingeschränkten Verfügbarkeit von Diabetesmedikamenten oder an unzureichend entwickelten Gesundheitssystemen? Und ist es überhaupt möglich, weitere länderspezifische Daten zur glykämischen Kontrolle zu gewinnen, um diese Unterschiede klären zu können?“ Auch wenn es diese Fragen noch zu beantworten gilt, hoffen die Studienautoren, dass ihre Studie alle Staaten anspornt, die Hürden auf dem Weg zu einem optimalen Diabetesmanagement zu evaluieren und entsprechende Anpassungen vorzunehmen. Aber auch Ärzte und Kliniken sollten die HbA1c-Profile ihrer Patienten eingehend prüfen und Qualitätsprogramme etablieren, um die glykämische Kontrolle zu optimieren.

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