Erschienen in:
01.01.2016 | Leitthema
Umgang mit Opfern von häuslicher Gewalt in der ärztlichen Praxis
Anregungen für den Praxisalltag
verfasst von:
PD Dr. med. Hildegard Lilly Graß, Britta Gahr, Stefanie Ritz-Timme
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 1/2016
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Zusammenfassung
Das Feld „Gewaltopferwahrnehmung und -versorgung in medizinischen Einrichtungen“ wird seit vielen Jahren in vielfältiger Weise thematisiert. In medizinischen und anderen Fachbereichen wird dazu insbesondere versorgungsorientiert geforscht, publiziert und praktisch gearbeitet. Handlungsleitfäden für die Versorgung von Personen, denen Gewalt widerfahren ist, liegen ebenso vor wie Bedarfsanalysen, um nur einige Beispiele zu nennen, die die Fülle des vorhandenen Wissens dokumentieren. Die Integration dieser Kenntnisse in den medizinischen Alltag von Klinik und Praxis gelingt aber offenkundig oft immer noch nicht optimal und ist durch unterschiedliche Stolpersteine und Hürden geprägt. Aus den Erfahrungen eines Modellprojekts zur medizinischen Intervention gegen Gewalt an Frauen in der ärztlichen Praxis („MIGG“-Projekt unter Förderung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) 2008–2010 werden Ansätze für eine optimale Gewaltopferbetreuung im Praxisalltag vorgestellt. Die zentralen Schritte zu diesem Ziel sind: 1) Entscheidung des gesamten Praxisteams für eine gewaltopferzentrierte Betreuungsarbeit in der Praxis und 2) die Implementierung zugehöriger Prozesse und Strukturen für die konkrete Betreuung (z. B. adäquate Dokumentation in der Patientenakte, Informationsangebote in der Praxis, Zusammenstellung von nachgelagerten Hilfeangeboten in der Region und Kontaktpflege zu den Institutionen, Fortbildungsmaßnahmen). Anhand eines Stichwortkatalogs wird ein Überblick für ein optimiertes Praxismanagement angeboten. Darauf aufbauend werden einzelne Arbeitsbereiche, insbesondere Besonderheiten bei der Befundsicherung, näher erörtert.