Verdünnter Apfelsaft statt Elektrolytlösung

Die orale Rehydratation führt bei Kindern mit leichter Gastroenteritis eher zum Erfolg, wenn statt spezieller Elektrolytlösungen verdünnter Apfelsaft gegeben wird. Um bei Kindern einen durch akuten Brechdurchfall verursachten Flüssigkeits- und Elektrolytverlust auszugleichen, werden orale Rehydratationslösungen empfohlen. Von Cola und Säften wird dagegen wegen des hohen Zucker- und des geringen Natriumgehalts abgeraten. Doch zumindest bei Kindern mit leichter Gastroenteritis und geringfügiger Dehydratation könnten Säfte durchaus eine geeignete Alternative sein, wie kanadische Ärzte herausgefunden haben. In einer randomisierten Studie gelang es mit verdünntem Apfelsaft häufiger, ein Therapieversagen zu vermeiden. An der Studie waren 647 Kinder im Alter zwischen 6 und 60 Monaten (median: 28 Monate) beteiligt, die mit akuter Gastoenteritis und geringfügiger Dehydratation (Clinical Dehydration Scale < 5 und Rekapillarisierungszeit < 2 Sekunden) in eine Notfallambulanz gebracht worden waren. 323 erhielten in der Ambulanz einen 1:1-Mix aus Apfelsaft und Wasser, 324 bekamen eine gleichfarbige Elektrolytlösung mit Apfelgeschmack. Nach der Entlassung sollten weitere Flüssigkeitsverluste in der ersten Gruppe durch Apfelsaft oder das gewohnte Getränk des Kindes und in der zweiten Gruppe weiter durch die Speziallösung ausgeglichen werden. Vorteil bei Kindern ab zwei Jahren Mit der Apfelsaft-Strategie kam es bei deutlich weniger Kindern innerhalb von sieben Tagen zu einem Therapieversagen: 16,7% gegenüber 25,0% in der Gruppe mit der Elektrolytlösung. Als gescheitert galt die Behandlung, wenn die Patienten i.v. rehydratiert oder stationär aufgenommen werden mussten, ein weiterer Arztbesuch nötig wurde, die Symptome anhielten, die Gruppe gewechselt, ein Gewichtsverlust von mindestens 3% oder eine signifikante Dehydratation festgestellt wurden. Die Rehydratation mit Saft war allerdings nur bei Kindern ab 24 Monaten vorteilhaft: Hier gab es nur 9,8% Therapieversager, im Vergleich zu 25,9% bei den Kindern mit der Rehydratationslösung. Bei jüngeren Kindern war kein Unterschied zwischen den Strategien zu erkennen. Über die sieben Tage hinweg musste bei den Kindern der Saftgruppe signifikant seltener auf eine intravenöse Rehydratation ausgewichen werden (2,5% vs. 9,0%). In der Notaufnahme waren 0,9% vs. 6,8% i.v. rehydratiert worden. "Zuckergehalt zumindest bei leichter Dehydratation unbedenklich" Kein Unterschied ergab sich bei der Häufigkeit von Durchfall und Erbrechen. Auch eine Hyponatriämie wurde in jeder Gruppe einmal registriert (133 bzw. 134 mEq/l). „Unsere Ergebnisse stellen die Empfehlung infrage, Kindern mit Gastroenteritis routinemäßig eine Rehydratationslösung zu geben“, schreiben die Studienautoren um Stephen B. Freedman von der Universität in Calgary. Verdünnter Apfelsaft gefolgt von den bevorzugten Getränken sei wahrscheinlich eine gute Alternative. Die Sorge, durch Getränke mit hohem Zuckergehalt eine osmotische Diarrhö zu induzieren, ist nach Einschätzung der Kanadier unbegründet. „Zumindest bei Kindern mit nur leichter Dehydratation ist die Flüssigkeitsaufnahme wichtiger als die damit verbundene Glukosezufuhr.“ Auch die Befürchtung, signifikante Hyponatriämien und damit eine Hyperhydratation zu erzeugen, habe sich nicht bestätigt. In diesem Zusammenhang weisen die Ärzte allerdings darauf hin, dass die besonders gefährdeten Säuglinge im Alter unter sechs Monaten von der Studie ausgeschlossen waren.

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