Erschienen in:
01.05.2015 | Leitthema
Vitamin-D-Mangel in der Schwangerschaft − ein lebenslanges Gesundheitsrisiko für die Kinder?
Schwangere und Stillende aus Risikogruppen benötigen eine Anpassung der Vitamin-D-Supplementierung
verfasst von:
Prof. Dr. D. l’Allemand
Erschienen in:
Die Gynäkologie
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Ausgabe 5/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Frauen- und Kinderärzte sind seit den 1980er-Jahren zunehmend häufiger mit den Folgen eines Vitamin-D-Mangels in der Schwangerschaft für Mutter und Kind konfrontiert. Im Beitrag werden die daraus entstehenden kurz- und langfristigen Gesundheitsfolgen für die Kinder betrachtet.
Stand der Forschung und Zielsetzung
Der Vitamin-D-Mangel ist eine der Ursachen von Mangelgeburten, zumindest, wenn eine Parathormonerhöhung eine Belastung des mütterlichen Kalziummetabolismus anzeigt. Supplementierungen mit bis zu 4000 E Vitamin D täglich in der Schwangerschaft waren nicht von messbaren Nebenwirkungen begleitet, aber die positiven Effekte auf das Geburtsgewicht waren nicht konklusiv. Ein schwerer mütterlicher Vitamin-D-Mangel und fehlende Prophylaxe beim Säugling können zu lebensbedrohlichen Kardiomyopathien oder hypokalzämischen Tetanien führen im 1. Lebensjahr; davon sind Risikogruppen mit Migrationshintergrund und fehlender Sonnenexposition besonders betroffen. Langfristige Folgen eines pränatalen Vitamin-D-Mangels auf den Knochenstoffwechsel, die Muskelkraft und obstruktive Lungenerkrankungen bei Kindern im Alter von 3–9 Jahren wurden beobachtet.
Schlussfolgerungen
Da sich aus diesen Beobachtungen eine Prägung des kindlichen Metabolismus, insbesondere der muskuloskeletalen Entwicklung, durch die pränatale Vitamin-D-Versorgung ableiten lässt, sollte ein Vitamin-D-Mangel (< 50 nmol/l) in der Schwangerschaft und Stillzeit vermieden werden. Empfohlen wird eine Supplementierung mit 600 E für alle. Besonders wichtig ist es jedoch, bei Schwangeren und Stillenden aus Risikogruppen mit dunkler Hautfarbe oder fehlender Sonnenexposition und ohne Vitamin-D-Prophylaxe sowie deren Kindern ggf. einen schweren Vitamin-D-Mangel zu diagnostizieren und mit angemessen höheren Vitamin-D-Dosen zu behandeln.