Erschienen in:
01.05.2015 | Schwerpunkt: Der psychotherapeutische Prozess – Originalien
Wenn der Supervisor zuschaut
Qualitative Analyse der Akzeptanz von Live-Supervision
verfasst von:
Dipl.-Psych. Marion Jakob, Florian Weck, Meike Schornick, Tiffany Krause, Martin Bohus
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 3/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Live-Supervision (Li
ve-SV) wird von Therapeuten nur selten genutzt; dies könnte mit negativen Einstellungen gegenüber dieser Supervisionsmethode zusammenhängen. „Bug-in-the-eye“ (BITE)-Supervision bezeichnet eine wenig invasive Live-SV-Form, die auf schriftlichen Rückmeldungen über einen
Bildschirm basiert. Therapeutenberichte belegen die hohe Akzeptanz dieses Verfahrens. Systematische Untersuchungen liegen bisher nicht vor.
Ziel der Arbeit
Einflussfaktoren auf die Akzeptanz von BITE-SV durch Therapeuten und Patienten sollten identifiziert werden.
Material und Methoden
Es wurden 5 Therapeutinnen und 8 Patienten in halbstrukturierten Leitfadeninterviews befragt. Die Interviews wurden mithilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet und Kategoriensysteme erstellt.
Ergebnisse
Für die Patienten- und Therapeutendaten ergaben sich die gleichen 4 Oberkategorien: Patienten-, therapeuten- und supervisorbezogene Faktoren sowie das Setting. Die therapeutische Beziehung als wichtiger Einflussfaktor wurde von den Therapeutinnen und den Patienten als unbelastet empfunden. Therapeutische Weiterentwicklung, Unterstützung und empfundene höhere Effektivität scheinen für beide ebenso Einfluss zu nehmen wie eine gute Therapeut-Supervisor-Beziehung.
Schlussfolgerung
Die Akzeptanz von BITE-SV durch die Therapeutinnen und die Patienten war überwiegend hoch. Der Störungsgrad durch Technik und Setting wurde als relativ gering beurteilt; darin unterscheidet sich BITE-SV von anderen Live-SV-Formaten. Supervisoren sollten auf ausreichende positive Verstärkung und eindeutige Rückmeldungen achten. Unter dieser Voraussetzung bietet BITE-SV ein großes Potenzial zur Unterstützung des Therapeuten und zur Qualitätssicherung der Therapie.