Erschienen in:
01.12.2015 | Originalien
Wert und Akzeptanz einer Alzheimer-Risikodiagnostik
verfasst von:
Dr. O. Bartzsch, M.Sc., J. Gertheiss, P. Calabrese
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 12/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Oft gehen Menschen mit Gedächtnisstörungen aus Angst vor der Alzheimer-Erkrankung oder aus Furcht vor einer belastenden Untersuchungsprozedur erst zum Arzt, wenn die Symptome schon fortgeschritten sind. Dabei könnte eine frühe Diagnose und Behandlung die Alltagskompetenz des Erkrankten über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten.
Ziel der Arbeit
Evaluierung einer Magnetresonanztomographie(MRT)-basierten Alzheimer-Risikodiagnostik in Bezug auf Wert und Akzeptanz bei den Teilnehmern.
Methoden
In einer prospektiven Präventionsstudie wurden 106 Personen zwischen 39 und 89 Jahren (Altersmedian 68 Jahre) mit allgemeinen Risikofaktoren eingeschlossen und eine individuelle Alzheimer-Risikostratifizierung, bestehend aus einer Standard-MRT-Untersuchung des Kopfes mit einem offenen MRT und einer Feldstärke von 1 T mit nachgelagerter Quantifizierung des Hippokampusvolumens, durchgeführt. Entsprechend ihrem individuellen Atrophiestatus im Hippokampus wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen mit erhöhtem Risiko und reduziertem Risiko dichotomisiert. Die Studienteilnehmer wurden vor und nach der Risikostratifizierung mittels eines strukturierten Interviews ausführlich über ihre Sorgen und Ängste und ihr Wohlbefinden befragt.
Ergebnisse
Erwartungsgemäß waren bei Studienteilnehmern mit reduziertem Risiko die Ängste und Sorgen nach der Untersuchung vermindert und das Wohlbefinden gestiegen. Bei Studienteilnehmern mit erhöhtem Risiko zeigte sich weder eine signifikante Verschlechterung des Wohlbefindens noch eine Zunahme der Sorgen und Ängste. 90 % der Teilnehmer eröffnete die MRT-basierte Alzheimer-Risikodiagnostik eine Perspektive. Die Untersuchung stieß mehrheitlich auf hohe Akzeptanz (94 %).
Schlussfolgerung
Die MRT-basierte Alzheimer-Risikodiagnostik ist nützlich und kann als niedrigschwelliges Untersuchungsangebot dazu beitragen, dass mehr Risikopatienten die Möglichkeiten der Alzheimer-Frühdiagnostik in Anspruch nehmen.