Erschienen in:
09.09.2015 | Originalien
Wissen und Selbsteinschätzung in Bezug auf palliativmedizinische Fragestellungen bei Medizinstudierenden
Macht das praktische Jahr einen Unterschied?
verfasst von:
M. Weber, S. Schmiedel, F. Nauck, PD Dr. B. Alt-Epping
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 3/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Das praktische Jahr (PJ) soll der Vertiefung und Erweiterung der im vorhergehenden Studium erworbenen ärztlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten dienen. Die vorliegende Studie geht vor diesem Hintergrund der Frage nach, wie sich der Wissensstand angehender Ärzte und ihr Sicherheitsgefühl in Bezug auf die Tumorschmerztherapie und weitere palliativmedizinische Fragestellungen während des PJ entwickeln.
Material und Methoden
Studierende zweier Universitätskliniken erhielten am Ende des PJ einen 3-teiligen Online-Fragebogen (Selbsteinschätzung des Sicherheitsgefühls, Fragen zum palliativmedizinischen Fachwissen und Einschätzung der palliativmedizinischen Ausbildung im PJ). Die Ergebnisse wurden mit bereits publizierten Daten der Eingangsuntersuchung desselben Kollektivs zu Beginn des PJ verglichen.
Ergebnisse
Insgesamt 92 von 318 Studierenden nahmen teil (28,9 %). Weniger als 10 % der Studierenden gaben am Ende ihres Medizinstudiums bezüglich des Umgangs mit palliativmedizinischen Themen ein hohes Sicherheitsgefühl an. Verbesserungen in der Selbsteinschätzung waren nur in der Erkennung und Untersuchung von Tumorschmerzen zu sehen (Steigerung von 36 % auf 65 %). Hinsichtlich des palliativmedizinischen Wissens verbesserten sich nur die Kenntnisse zur Behandlung von anderen Symptomen als Schmerz deutlich; allerdings war hier das Wissen vor dem PJ besonders niedrig gewesen (Anstieg von 25 % auf 35 %, p < 0,05). Bei der einzigen Multiple-Choice-Frage zum Thema Ethik stiegen die korrekten Antworten leicht von 51 % (vorher) auf 55 % (nachher). 21 % der teilnehmenden Studierenden (vor dem PJ 27 %) gaben an, dass das Beenden der Flüssigkeitszufuhr beim sterbenden Patienten eine Form der Tötung auf Verlangen sei. Hinsichtlich der palliativmedizinischen Ausbildung in unterschiedlichen Aspekten gaben – je nach Gegenstand – zwischen 36 und 83 % der Teilnehmer an, dass es in ihrem PJ keine ausreichenden Möglichkeiten gab, Wissen und Erfahrung in der Behandlung von Patienten mit weit fortgeschrittenen und unheilbaren Erkrankungen zu sammeln.
Schlussfolgerung
In der vorliegenden Untersuchung zeigten sich auch am Ende des PJ erhebliche Defizite im Sicherheitsgefühl und Fachwissen bezüglich palliativmedizinischer Fragestellungen. Im Rahmen der Integration der Palliativmedizin in das Medizinstudium sollte im Sinne einer longitudinalen Ausbildung dem PJ besonderes Augenmerk geschenkt werden.