Erschienen in:
01.08.2015 | Originalien
Zephalometrische Risikofaktoren der obstruktiven Schlafapnoe beim Kind
verfasst von:
S. Müller-Hagedorn, M. Bacher, C.F. Poets, Prof. Dr. M.S. Urschitz, EU-M.Sc.
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 8/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Prävalenz der obstruktiven Schlafapnoe (OSA) beträgt im Kindesalter etwa 2–4 %. Als wichtigster ätiologischer Faktor wird die adenotonsilläre Hyperplasie angesehen. Kinder mit OSA können aber auch unabhängig vom Vorliegen einer adenotonsillären Hyperplasie typische Veränderungen sowohl im Gesichtsschädelaufbau als auch an den Weichteilen zeigen, die selbst in einer strukturellen Verengung des oberen Atemwegs (OAW) resultieren. Die zephalometrische Auswertung des Fernröntgenseitenbilds (FRS) stellt ein Verfahren dar, um anatomische Risikofaktoren nachzuweisen und die spezifische Therapie planen zu können.
Ziel der Arbeit
Der vorliegende Beitrag beschreibt die Vorgehensweise der zephalometrischen Beurteilung von Risikofaktoren der OSA beim Kind.
Material und Methoden
Zur statischen Beurteilung des OAW wird das FRS, ein Standardverfahren der Kieferorthopädie, verwendet. Zur Darstellung kommen die knöchernen Strukturen des Kopfes und des Halses, das Zungenbein (Hyoid) sowie die Weichteile von Gesicht und Pharynx, wie Lippen, Zunge und Velum, und das lymphatische Gewebe, wie Tonsillen und Adenoide. In einem ersten Therapieschritt wird die freie Nasenatmung hergestellt. Die kieferorthopädische Therapie korrigiert dann die zugrunde liegende skeletale Dysharmonie und eliminiert damit relevante Risikofaktoren für eine OSA.
Ergebnisse
Im Kindesalter wird oft der Grundstein für die OSA des Erwachsenen gelegt. Insbesondere die Unterkieferrücklage und die vergrößerte vordere Gesichtshöhe sind als zentrale Risikofaktoren bei OSA anzusehen. Ein solcher Schädelaufbau von Kindern mit OSA ist identisch mit dem eines erwachsenen OSA-Patienten und könnte daher ein besonderes Risikopotenzial darstellen, lebenslang an OSA zu leiden oder später im Leben erneut an OSA zu erkranken. Kinder mit OSA sollten frühzeitig und interdisziplinär behandelt werden. Nur das Kindesalter bietet die Möglichkeit einer kausalen Therapie, so dass vielen Patienten eine lebenslange symptomatische Therapie (z. B. apparative Atmungshilfen) u. U. erspart bleiben kann.
Schlussfolgerung
Bei der Zephalometrie handelt es sich um eine effektive, schnelle und kostengünstige Methode, um die Größe und die Position der maxillofazialen Strukturen zu evaluieren sowie Risikofaktoren zu erkennen. Das Wissen und die Erfassung dieser Risikofaktoren sind der erste Schritt in Richtung auf eine zügige Diagnose, kausale Therapie und Prävention der OSA im Kindesalter. Die kieferorthopädische Therapie ist nicht nur als kurative, sondern möglicherweise auch als präventive Maßnahme zu betrachten, da so das Risiko für eine OSA im Erwachsenenalter gesenkt werden könnte. Diese Zusammenhänge sollten Pädiatern bekannt sein, um das präventive Potenzial kieferorthopädischer Maßnahmen nutzen zu können.