Erschienen in:
01.07.2015 | Originalien
Zertifizierungen in der onkologischen Chirurgie
Bedeutung für die Wahl der Behandlungsstätte
verfasst von:
N. Melling, A. Drabik, A. El Gammal, F. Antonakis, I. Darmann, Prof. Dr. Prof. h.c. Dr. h.c. J.R. Izbicki, M. Bockhorn
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 7/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Steigende Anforderungen im Qualitätsmanagement führen in unserem Gesundheitswesen zu einer Zunahme an Zertifizierungen. Die Zertifizierung einer Institution sollte ausschlaggebend dafür sein, dass diese Institution für eine Behandlung ausgesucht wird.
Fragestellung
Anhand der Studie, soll dies für die onkologische Viszeralchirurgie überprüft werden.
Material und Methoden
Es wurde ein Fragebogen entworfen, anhand dessen 100 Patienten, 40 Zuweiser und 20 Chefärzte befragt wurden, welche Faktoren ihre Auswahl der avisierten onkologisch-chirurgischen Einrichtung beeinflusst haben.
Ergebnisse
Patienten entschieden sich zu 40 % nach der Empfehlung ihres Hausarztes, während eine Zertifizierung nur für 6 % relevant war. 50 % der Patienten waren jedoch der Meinung, eine Zertifizierung sei der ausschlaggebende Grund für die Wahl ihres Zuweisers.
Insgesamt 38,1 % der Zuweiser entschieden sich für eine Klinik, zu der sie einen persönlichen Kontakt pflegten. Eine Zuweisung wegen einer Zertifizierung der Zielklinik wurde von 0 % der Befragten genannt. 53,8 % der Chefärzte sah keine Relevanz von Zertifizierungen bei einer Weiterverlegung.
Diskussion
Die Entscheidung zu einer Behandlung in einer bestimmten Einrichtung wird, trotz Etablierung von Zertifizierungen, sowohl von Patienten als auch Zuweisern und weiterverlegenden Chefärzten aufgrund von Empfehlungen oder persönlicher Erfahrungen getroffen. In der niedrigen Rücklaufquote aus den Praxen von 16,4 % (41 Rückmeldungen bei 250 Fragebögen) zeigt sich die mangelnde Bedeutung, die Zuweiser einer Zertifizierung beimessen. 50 % aller Patienten glauben jedoch, dass sich Zuweiser bei ihrer Entscheidung nach Zertifizierungen richten.
Es ist bisher nicht gelungen, Zertifizierungen im Bereich der onkologischen Chirurgie als Qualitätsprädikat zu etablieren. Damit verfehlen sie ihre erwünschte Außenwirkung und haben derzeit nur eine untergeordnete Bedeutung für die Wahl einer Behandlungsstätte.