Erschienen in:
01.05.2014 | Originalien
Zwangsmaßnahmen in psychiatrischen Kliniken in Deutschland
Gegenwärtige Praxis (2012)
verfasst von:
Prof. Dr. T. Steinert, P. Schmid, Arbeitskreis zur Prävention von Gewalt und Zwang,Landesverband der Psychiatrie-Erfahrenen Baden-Württemberg
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 5/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Im Zusammenhang mit den Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts zur Zwangsmedikation und dem Gesetz zum Verbot der Videoüberwachung in Nordrhein-Westfalen gibt es in Deutschland eine verstärkte Diskussion über Zwangsmaßnahmen in der Psychiatrie sowie deren Durchführung, Überwachung und Prävention. Wir führten eine Online-Umfrage an deutschen psychiatrischen Kliniken zur derzeitigen Praxis von Zwangsmaßnahmen (2012) durch.
Methode
Gemeinsam mit dem Arbeitskreis zur Prävention von Gewalt und Zwang in der Psychiatrie und dem Landesverband der Psychiatrie-Erfahrenen in Baden-Württemberg wurde ein Online-Fragebogen entwickelt. Die Umfrage erfolgte anonymisiert über die Verteiler der psychiatrischen Fachverbände an deren Mitglieder.
Ergebnisse
Insgesamt 88 Fragebögen von Kliniken mit Pflichtversorgungsauftrag (19,7 % der Befragten) konnten ausgewertet werden. 99 % der Kliniken benutzten eine interne oder externe Leitlinie, 97,5 % führten Deeskalationstrainings durch, 23 % nahmen an einem externen Benchmarking teil. Etwa 50 % der Kliniken führten neben Fixierungen auch Isolierungen durch, Festhalten als eigenständige Maßnahme wurde bei 7 % praktiziert. Fixierungen und Isolierungen werden überwiegend kontinuierlich (1:1) überwacht. Änderungen der Praxis in den kommenden Jahren werden häufig erwartet.
Schlussfolgerungen
Aus der Befragung gingen ein hohes kritisches Bewusstsein gegenüber der Anwendung von Zwangsmaßnahmen und die Bereitschaft zu weiteren Änderungen hervor.