Chorea Huntington: Antisense-Prinzip gibt Hoffnung

Es könnte der Durchbruch sein: Beim AAN-Kongress in Los Angeles wurden erste Ergebnisse zur Therapie der Huntington-Erkrankung mit Antisense-Oligonukleotiden (ASO) vorgestellt. Wie Prof. Dr. Sarah Tabrizi vom University College in London berichtete, wurde nach zehn Jahren präklinischer Forschung das Antisense-Oligonukleotid (ASO) IONIS-HTTRx jetzt erstmals bei Patienten mit Chorea Huntington eingesetzt. Das ASO zielt auf die mutierte Huntingtin(mHTT)-Messenger-RNA und soll die Produktion des Huntington-Proteins verhindern. In der multizentrischen Doppelblindstudie erhielten 46 Patienten randomisiert eine von fünf verschiedenen Dosierungen von IONIS-HTTRx oder Placebo intrathekal als Bolus. Alle Patienten waren in einem frühen Stadium der Huntington-Erkrankung. Wie Tabrizi erläuterte, ist zu diesem Zeitpunkt die Akkumulation des mHTT-Proteins noch nicht so weit fortgeschritten und die Reduktion der mRNA durch die Antisense-Therapie kann dies möglicherweise verhindern. Erste Ergebnisse ermutigend Bislang wurde diese Therapie gut toleriert, kein Patient brach die Studie ab. Wie bei anderen Lumbalpunktionen auch berichtete jeder zehnte Patient anschließend von Kopfschmerzen. Dem Medikament zuzuschreibende Nebenwirkungen wurden bislang nicht dokumentiert. Die Pharmakokinetik zeigte eine über das Dosisintervall von 28 Tagen hinweg nachweisbare Exposition im Plasma und bei den meisten Patienten auch im Liquor. Dosisabhängig reduzierte sich mHTT im Liquor, bei der höchsten Dosis der ASO-Therapie um 40 bis 60%, so Tabrizi. Noch ist die Beobachtungszeit zu kurz, um valide klinische Effekte auszuwerten. Im Tiermodell war eine solche Reduktion von mHTT aber mit einer Krankheitsmodifikation assoziiert. Entsprechend weist eine erste exploratorische Analyse der Ergebnisse bei Patienten auf eine Verbesserung der Motorik und Kognition in Abhängigkeit vom Ausmaß der Abnahme der mHTT-Konzentration hin. Zudem scheint sich laut Tabrizi die mHTT-Konzentration bei fortgesetzter Therapie weiter zu reduzieren, was die Hoffnung auf klinisch relevante Effekte verstärkt. Klinische Entwicklung läuft Neben der Fortführung der aktuellen Studie ist eine Replikation der Ergebnisse dringend notwendig. Inzwischen hat das Unternehmen Roche die Weiterentwicklung von IONIS-HTTRx in enger Zusammenarbeit mit den Zulassungsbehörden übernommen. Tabrizi hofft, dass Anfang 2019 eine Phase-III-Studie begonnen werden kann. basierend auf: Tabrizi S et al. Effects of IONIS-HTTRx in Patients with Early Huntington’s Disease, Results of the First HTT-Lowering Drug Trial. Clinicial Trials Plenary Session am 24. April 2018, 70th AAN Annual Meeting 2018; Los Angeles, 21.-27. April 2018 Empfehlung der Redaktion AAN 2018 Kongressdossier zum Annual Meeting der American Academy of Neurology Die aktuelle Berichterstattung zum Annual Meeting der American Academy of Neurology (AAN) in Los Angeles finden Sie in unserem Kongressdossier. Darin: Welches Potenzial steckt in Anti-β-Amyloid-Antikörpern? Und: Neue Applikationswege für Levodopa führen durch die Haut und durch die Nase.

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