Parkinsontherapie – durch die Haut und durch die Nase

Neue Applikationswege für Levodopa und die Kombination Levodopa/Carbidopa zur Therapie der Parkinson-Erkrankung (PD) wurden beim 70. AAN-Kongress in Los Angeles diskutiert. Ziel ist eine effektivere und einfachere Reduktion von Fluktuationen und Off-Phasen. Ein subkutanes Applikationssystem einer flüssigen Formulierung von Levodopa/Carbidopa (ND0612) stellte Alberto J Espay vom neurowissenschaftlichen Gardner-Institut der Universität von Cincinnati (USA) vor [1]. Damit soll eine einfachere und auch bei Gastroparese wirksame kontinuierliche Applikation der Substanzen möglich werden, wobei der Applikator vom Patienten selbst oder einem Pflegenden angelegt werden kann. Um Irritationen zu vermeiden, erfolgt die subkutane Gabe immer an zwei Stellen gleichzeitig, deren Lage regelmäßig verändert wird. In einer Phase-IIa-Studie reduzierte die 24-stündige Infusion mit ND0612 deutlich die täglichen OFF-Zeiten und morgendlichen Akinesien und verlängerte die ON-Zeiten mit guter Funktion. An der Studie teilgenommen hatten 38 Patienten mit fortgeschrittener PD, also einer Erkrankungsdauer von im Mittel 11,5 Jahre, Fluktuationen seit 5,9 Jahren, moderaten oder schweren Dyskinesien seit 3,7 Jahren sowie einer täglichen Off-Zeit von im Mittel 2,2 Stunden. Die mittlere Levodopa-Dosis zu Studienbeginn lag bei 1.094 mg/Tag verteilt auf im Mittel 6,8 Dosen. Im Rahmen der Studie erhielten je 19 Patienten die Infusion mit ND0612 entweder nur über 14 Stunden am Tag oder kontinuierlich über 24 Stunden täglich. Eine zusätzliche orale Komedikation mit den Substanzen war nach Bedarf erlaubt. Die kontinuierliche Infusion von ND0612 war der 14-stündigen überlegen: Die Off-Zeit konnte um 2,8 Stunden gegenüber nur 1,3 Stunden mit der 14-stündigen Infusion gesenkt werden. 42% der Patienten hatten bei kontinuierlicher, 11% bei 14-stündiger Infusion gar keine Off-Zeiten. 50% der Patienten waren schon um 8 Uhr morgens im ON, 75% um 9 Uhr; bei 14-stündiger Infusion waren es 11% bzw. 32%. Irritationen an den Infusionsstellen traten nur in geringem Maße auf, grundsätzliche Sicherheitsbedenken gab es laut Espay nicht. Für ihn ist die subkutane Pumpe eine neue minimalinvasive Möglichkeit für die kontinuierliche Levodopa-Gabe, die Patienten mit fortgeschrittener PD das Risiko einer Operation ersparen kann. Nasenspray gegen das Off Zur Behandlung von OFF-Phasen ist auch das inhalative Levodopa CVT-301 auf Basis des ARCUS®-Pulverinhalators als Zusatztherapie zur oralen Levodopa-/Carbidopa-Therapie in klinischer Entwicklung. In einer offenen Phase-III-Studie über zwölf Monate konnten 204 Patienten mit PD und motorischen Fluktuationen das Spray mit einer Dosis von 84 mg pro Hub bis zu fünf Mal täglich anwenden, um OFF-Zeiten zu verkürzen [2]. Bei im Mittel 2,3 angewendeten Dosen verbesserte sich bei den Patienten der Interventionsgruppe bereits nach den ersten Dosierungen die Motorik nach der UPDRS-III-Skala deutlich. Zwischen Woche 4 und 52 erreichten über 80% der Patienten innerhalb von einer Stunde aus einem OFF heraus wieder ein stabiles ON. Insgesamt verringerten sich die OFF-Zeiten konsistent über den Studienzeitraum hinweg um 1,32 bis 1,42 Stunden täglich gegenüber dem Ausgangswert. Mehr als drei Viertel der Patienten gaben nach dem Instrument Patients’ Global Impressions of Change (PGIC) eine Verbesserung ihres Gesundheitszustands an. Die Applikation über Nase und Atemwege verschlechterte die Lungenfunktion nach der Spirometrie und Messung der CO2-Diffusionskapazität nicht über die Abnahme hinaus, wie sie in einer Kontrollgruppe von 106 Patienten mit ausschließlich oraler Parkinson-Medikation im selben Zeitraum ebenfalls beobachtet wurde, betonte Charles Oh, HNO-Arzt aus Tustin (USA). CVT-201 soll unter dem Produktnamen Inbrija® bei der europäischen Arzneimittelagentur zur Zulassung eingereicht werden. basierend auf: Symposium S26: Movement Disorders: Parkinson’s Disease Clinical Trials am 24. April 2018, 70th AAN Annual Meeting 2018; Los Angeles, 21.-27. April 2018 Empfehlung der Redaktion AAN 2018 Kongressdossier zum Annual Meeting der American Academy of Neurology Die aktuelle Berichterstattung zum Annual Meeting der American Academy of Neurology (AAN) in Los Angeles finden Sie in unserem Kongressdossier. Darin: Welches Potenzial steckt in Anti-β-Amyloid-Antikörpern? Und: Neue Applikationswege für Levodopa führen durch die Haut und durch die Nase.

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