Neuer Serummarker zur Diagnose von Glioblastomen

Das Zytokin „Stammzellfaktor“ könnte sich als zuverlässiger Biomarker zur Glioblastomdiagnose erweisen: Die Serumkonzentrationen sind bei Betroffenen deutlich höher als bei anderen Hirntumoren. Die Werte korrelieren allerdings nicht signifikant mit der Tumormasse oder der Prognose. Die Diagnose eines Glioblastoms erfolgt primär per Bildgebung mit Bestätigung durch eine Resektion. Von Vorteil wäre hier ein Biomarker, der einen Verdacht auch ohne invasiven Eingriff bestätigen oder ausschließen könnte und sich möglichst auch fürs Monitoring der Betroffenen eignet. Vielleicht ist das mit dem Zytokin „Stammzellfaktor“ (SCF) möglich. SCF bindet an das Produkt des Protoonkogens c-Kit, ein überaktiver SCF/c-Kit-Pfad geht bei Krebskranken oft mit einer ungünstigen Prognose und aggressivem Verlauf einher. Kein Wunder also, dass auch Glioblastome auf diesen Mechanismus setzen. Dort scheint SCF vor allem die Tumorangiogenese anzuregen. Auf dem Kongress der amerikanischen Neurologengesellschaft AAN präsentierte Dr. Amirhosein Kefayat von der Universität in Isfahan im Iran nun eine Untersuchung, nach der sich Serum-SCF sehr gut eignet, um ein Glioblastom von anderen Hirntumoren abzugrenzen. Für ihre Studie konnten die Onkologen um Kefayat 58 Patienten mit frisch diagnostiziertem Glioblastom gewinnen, ebenso 20 Patienten mit nichtglialen Hirntumoren und 30 gesunde Probanden. Von allen wurden Blutproben entnommen, bei den Hirntumorpatienten war dies vor der Operation der Fall. AUC von 0,91 Mit einem Immunoassay detektierten die Forscher bei den Glioblastompatienten im Mittel SCF-Werte von 3 ng/ml, die Gesunden wiesen Werte um 1 ng/ml auf, Patienten mit nichtglialen Tumoren 1,5 ng/ml. Für die Unterscheidung zwischen Glioblastomkranken und Gesunden ergab die AUC-Kurve einen Wert von 0,91, für die zwischen Glioblastomkranken und Patienten mit anderen Hirntumoren einen Wert von 0,79. Damit lasse sich per SCF recht präzise ein Glioblastom erkennen, sagte der Onkologe. Dies könne vor allem dann von Vorteil sein, wenn die Bildgebung einen Tumorverdacht nahelegt. Die SCF-Werte lagen bei Patienten mit großen Tumoren tendenziell etwas höher, allerdings war der Zusammenhang eher schwach. Ein ähnliches Bild ergab sich für die Prognose: Patienten mit SCF-Werten über dem Median von 2,8 ng/ml zeigten tendenziell ein etwas kürzeres progressionsfreies Überleben und ein kürzeres Gesamtüberleben, doch letztlich waren die Unterschiede statistisch nicht signifikant. Unterm Strich scheint sich SCF gut zur Glioblastomdiagnose zu eignen, ob der Marker darüber hinaus Aussagen zum Verlauf ermöglicht, müssten deutlich größere Studien zeigen, erläuterte Kefayat. Quelle: American Academy of Neurology (AAN) 2022 Annual Meeting Virtual Experience, April 24–26. S4 Abstracts of Distinction. Amirhosein Kefayat: Stem Cell Factor as a Novel Diagnostic Plasma Biomarker for Glioblastoma Multiforme Patients. Empfehlung der Redaktion AAN 2022 Kongressdossier zum Annual Meeting der American Academy of Neurology Die aktuelle Berichterstattung zum 74. Annual Meeting der American Academy of Neurology (AAN) in Seattle finden Sie in unserem Kongressdossier. Darin: Neue Therapieansätze für das Rett-Syndrom, Myasthenia Gravis und MS. Und: Vier Fälle zeigen die diagnostischen Herausforderungen demenzieller Erkrankungen.

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