Epidemiologie der Virushepatitiden

Der Einsatz der DAA-Therapien (Direct Antiviral Agents) scheint bereits zu einer deutlichen Reduktion der Hepatitis-C-induzierten Morbidität und Mortalität zu führen. Und was sagen die Daten zur chronischen Hepatitis B? Chronische Hepatitis C: Konsequenter Einsatz der DAA-Therapien ändert die Epidemiologie der Erkrankung Schätzungen aus der Zeit vor Beginn der DAA-Therapien (Direct Antiviral Agents – DAA) zeichneten ein düsteres Bild der Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV): Man prognostizierte, dass die Zahl der HCV-induzierten Todesfälle kontinuierlich ansteigen würde, um im Jahr 2020 seinen Höhepunkt zu erreichen. (1) Auch andere Analysen prophezeiten eine Zunahme HCV-induzierter Todesfälle, hepatozellulärer Karzinome und dekompensierter Zirrhosen, und vermuteten den Höhepunkt einige Jahre später, um das Jahr 2030. (2) Inzwischen gibt es jedoch einige Hinweise, dass der breite Einsatz der DAA-Therapien diese Entwicklung günstig beeinflussen kann. Auch auf dem zurückliegenden AASLD-Kongress wurden Arbeiten mit dieser Schlussfolgerung vorgestellt: In Ländern wie den USA und Deutschland, in denen jeweils die aktuellsten DAA-Kombinationstherapien zur Verfügung stehen, wurden demnach bereits kurz nach Einführung dieser Behandlungsmöglichkeiten deutliche Rückgänge bei den Zahlen HCV-infizierter Patienten mit Transplantationsbedarf oder -listung beobachtet. (3 – 5) Insgesamt werden fortgeschrittene Stadien einer HCV-Infektion seltener. So ist einer Studie zufolge die Zahl HCV-induzierter hepatozellulärer Karzinome rückläufig. (6) Außerdem können zunehmend Patienten in frühen Krankheitsstadien therapiert werden. Registerdaten zu Hepatitis-C-Patienten ohne bzw. mit nur milder Fibrose konnten zeigen, dass auch langfristig kein Relapse – gemessen als virologisches Ansprechen 12 Wochen nach Therapieende (SVR12) – zu erwarten ist. Weiterhin ist diesen Daten zufolge das Risiko einer hepatischen Dekompensation gering. (7) Chronische Hepatitis B – Begleiterkrankungen der Patienten rücken in den Vordergrund Die Hepatitis C kann nach derzeitigem Kenntnisstand geheilt werden – bei der chronischen Hepatitis B steht dagegen immer noch die Kontrolle der Erkrankung durch Nukleos(t)idanaloga im Vordergrund. Dabei kann die Hepatitis-B-induzierte Mortalität durchaus gesenkt werden. (8) Andere Begleiterkrankungen können bei Hepatitis-B-Patienten jedoch in den Vordergrund treten, und dies gerade mit zunehmendem Alter: Daten aus den USA zeigen, dass Diabetes mellitus, Hypertonie, Osteoporose, Osteopenie und Fettlebererkrankungen bei Hepatitis-B-Patienten inzwischen häufiger beobachtet werden. (9) Fazit Die Daten zur Hepatitis C legen nahe, dass der Einsatz der DAA-Therapien – schneller als ursprünglich prognostiziert – zu einer deutlichen Reduktion der Hepatitis-C-induzierten Morbidität und Mortalität führt. Die Daten zur Hepatitis B lassen vermuten, dass Hepatologen zukünftig nicht nur auf ihrem Spezialgebiet gefordert werden, sondern auch als „allgemeine Internisten“. basierend auf: AASLD – The Liver Meeting® 2017, 20.-24.10.2017, Washington, DC, USA Literatur (1) Davis GL et al. Gastroenterology 2010; 138(2): 513–521.e6. (2) Rein DB et al. Dig Liver Dis 2011; 43(1): 66–72. (3) Cholankeril G et al. Hepatology 2017; 66(Suppl. 1):72A (123). (4) Young K et al. Hepatology 2017; 66(Suppl. 1): 119A (207). (5) Herzer K et al. Hepatology 2017; 66(Suppl. 1):877A (1639). (6) Ioannou G et al. Hepatology 2017; 66(Suppl. 1): 82A (142). (7) Bourlière M et al. Hepatology 2017; 66(Suppl. 1): 518A (969). (8) Zhou K et al. Hepatology 2017; 66(Suppl. 1): 1002A (1889). (9) Liu AF et al. Hepatology 2017; 66(Suppl. 1): 990A (1864). Daten, Ergebnisse und Kommentare zu den genannten Quellen werden auf der Homepage der Hepatitis-Akademie unter AASLD 2017: Epidemiologie der Virushepatitiden ausführlich vorgestellt. Direktlink zur Internetseite der Hepatitis-Akademie: http://bit.ly/hep_aka Auf www.hepatitis-akademie.de finden Sie darüber hinaus weitere Beiträge der Hepatitis-Akademie zu anderen hepatologischen Themen von der AASLD 2017 und früheren Kongressen, teilweise auch als E-Book verfügbar. Alle Angebote sind kostenfrei.

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