Fettlebererkrankungen

Die Prävalenz der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) nimmt durch den Anstieg von Übergewicht und Adipositas rasant zu [1]. Ineffiziente diagnostische Möglichkeiten für die NAFLD, in Kombination mit der lange Zeit geltenden Fehleinschätzung, eine reine Lebersteatose wäre benigne, haben zu hohen Dunkelziffern in Deutschland beigetragen. Hierdurch wurde das Gesundheitsproblem NAFLD unterschätzt und die Tragweite einer zu geringen Aufmerksamkeit für diese Erkrankung dringt nun zu Tage. Versorgung und Folgeerkrankungen In den Abstracts zu diesem Thema wurde ein Anstieg der stationären Aufenthalte aufgrund von NAFLD-assoziierter Zirrhose und hepatozellulären Karzinomen [2] sowie die ökonomische Mehrbelastung des amerikanischen Gesundheitssystems durch NAFLD-assoziierte Zirrhose betrachtet [3]. Ferner wurde das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse in Abhängigkeit von histopathologischen Leberbefunden bei NAFLD analysiert [4]. Die Pfortaderthrombose, die häufig bei LTx(Lebertransplantation)-gelisteten Patienten auftritt, kann die Transplantation erschweren und das Überleben post-LTx negativ beeinflussen. Bisher fehlen jedoch Daten zur Bedeutung von Pfortaderthrombosen auf das Überleben von LTx-Patienten, da diese häufig nur ätiologiebasiert betrachtet werden. Provenza et al. [5] konnte aus seinen Ergebnissen schlussfolgern, dass die Pfortaderthrombose ein wichtiger prognostischer Marker für das Post-LTx-Überleben darstellt und nicht die NASH-Ätiologie. Rolle von Gallensäuren, Diät und Mikrobiom bei der Entstehung der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung Ergebnisse vorheriger Studien deuten auf eine maßgebliche Rolle des Darmmikrobioms bei der Entstehung einer Steatose hin. In einer Studie von Alferink et al. [6] wurde die Bedeutung des Darmmikrobioms bei der Entstehung der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung in einem Kollektiv von 1.355 Patienten mit und ohne Steatose untersucht. Bei den Teilnehmern mit Steatose zeigte sich eine geringere mikrobiologische Artenvielfalt sowie deutliche Unterschiede in der Zusammensetzung im Vergleich zu den Kontrollen. Weitere Analysen konnten einen bereits bekannten Zusammenhang bestimmter Bakteriengruppen mit der Steatose bestätigen. Zudem konnten die Autoren noch weitere relevante Gattungen, die mit Steatose in Zusammenhang gebracht werden identifizieren. Zur Behandlung der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung gelten zurzeit verschiedene Diäten als wirksamste Therapieformen. Wang et al. [7] konnten zeigen, dass sowohl eine fettreduzierte, wie auch eine mediterrane Diät vor allem die Schwere der Steatose minderte. Weiter konnte gezeigt werden, dass beide Diätformen zwar die Konzentrationen einiger fäkaler Gallensäuren ändern konnten, diese allerdings keinen Einfluss auf die Steatose oder das Darmmikrobiom hatten. Gallensäuren werden von der Leber synthetisiert und von Darmbakterien modifiziert. Im Serum sind Veränderungen primärer unkonjugierter Gallensäuren mit der Schwere der Steatose assoziiert. Eine kalorienreiche, westlich geprägte Ernährung ist mit einer verstärkten Fettleibigkeit und dem metabolischen Syndrom assoziiert. Ein vermehrter Konsum von Fast Food wurde in verschiedenen Studien mit Übergewicht in Verbindung gebracht und wird von Personen mit Essstörungen, wie Bulimie oder auch Essattacken bevorzugt. Bei Patienten mit Essstörungen wurden auch zunehmend Erkrankungen der Leber, wie etwa NAFLD beschrieben. Untersuchungen von Sydor S. et al. [8] zeigen, dass eine einmalige exzessive Fast-Food-Mahlzeit zu einer Erhöhung der Serum-Gallensäuren und einer Reduktion von Bilirubin im Serum führt. Dies lässt somit auf eine Beteiligung von MDR2 (multidrug resistance protein 2) und den Gallensäurestoffwechsel schließen. Neue Forschungserkenntnisse und Diagnostikansätze Eine NAFLD ist deutlich mit systemischen Stressreaktionen assoziiert. Kupfer ist ein wichtiges Spurenelement, welches nicht nur wegen seiner antioxidativen Aktivität wichtig ist, sondern auch für den Energiestoffwechsel der Zellen. Der Anteil freien Kupfers im Plasma korreliert mit entzündlichen und neoplastischen Erkrankungen. „Freies Kupfer“ wird von histidinreichen Peptiden transportiert. Masarone et al. [9] zeigen einen signifikanten Anstieg der Histidinkonzentration im Serum bei NAFLD-Patienten. Zusätzlich weisen sie eine Korrelation zwischen der Histidinkonzentration und dem NAFLD-Grad nach. Zur besseren Untersuchung der weltweit steigenden Zahl der NAFLD-Fälle bedarf es exakterer Forschungsmodelle. Das „precision-cut liver slices“(PCLS)-Modell stellt ein Ex-vivo-System dar, in welchem Lipideinlagerungen in Murinen sowie menschlichen Hepatozyten untersucht werden können [10]. Praxisrelevanz & Fazit Mit steigender NAFLD-Prävalenz häufen sich die terminalen Leberkomplikationen durch NAFLD. Aufgrund der vielfältigen Komorbiditäten der NAFLD ist vor allem bei langem Verlauf mit stark erhöhten Kosten für das Gesundheitssystem zu rechnen. Die NAFLD als gesamtes Erkrankungsspektrum von Steatose über NASH zur Zirrhose stellt ein permanentes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse dar. Präventive Ansätze zur Bekämpfung der Ursachen und Verstärkung von Maßnahmen zur Aufmerksamkeit für NAFLD werden dringend benötigt. basierend auf: AASLD – The Liver Meeting® 2018, 09.-13.11.2018, San Francisco, USA Literatur (1) Younossi ZM et al. Hepatology. 2016; 64(1): 73–84. (2) Hirode G et al. Hepatology. 2018; 68(Suppl. 1): 976A (1714). (3) Patil D et al. Hepatology. 2018; 68(Suppl. 1): 435A (731). (4) Hagström H et al. Hepatology. 2018; 68(Suppl. 1): 950A (1670). (5) Provenza JM et al. Hepatology. 2018; 68(Suppl. 1): 1298A (2293). (6) Alferink LJM et al. Hepatology. 2018; 68(Suppl. 1): 954A (1676). (7) Wang Z et al. Hepatology. 2018; 68(Suppl. 1): 972A (1706). (8) Sydor S et al. Hepatology. 2018; 68(Suppl. 1): 1023A (1800). (9) Masarone M et al. Hepatology. 2018; 68(Suppl. 1): 1027A (1808). (10) Prins G et al. Hepatology. 2018; 68(Suppl. 1): 1108A (1771). Daten, Ergebnisse und Kommentare zu den genannten Quellen werden auf der Homepage der Hepatitis-Akademie unter AASLD 2018: Aktuelle Therapie der Hepatitis B ausführlich vorgestellt. Direktlink zur Internetseite der Hepatitis-Akademie: http://bit.ly/hep_aka Auf www.hepatitis-akademie.de finden Sie darüber hinaus weitere Beiträge der Hepatitis-Akademie zu anderen hepatologischen Themen von der AASLD 2018 und früheren Kongressen, teilweise auch als E-Book verfügbar. Alle Angebote sind kostenfrei. Quelle: Hepatitis-Akademie (Publiziert: 12/2018)

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