Neues zur Therapie der Hepatitis C

Die Therapie der Hepatitis-C-Virusinfektion (HCV) ist bereits so erfolgreich, dass nur noch wenige Studien zur Therapie auf internationalen Kongressen vorgestellt werden. Bei Heilungsraten über 95 % fokussiert sich das Interesse auf spezielle Patientengruppen (unique populations), die auch auf der AASLD-Tagung 2019 im Mittelpunkt standen. Für unbehandelte Patienten mit kompensierter Leberzirrhose und HCV-Genotyp-3-Infektion konnte jetzt auch erstmals gezeigt werden, dass eine 8-wöchige Behandlung mit den DAA (direkte antivirale Agenzien) Glecaprevir und Pibrentasvir erfolgreich ist (1). Für die anderen HCV-Genotypen war dies bereits auf dem EASL 2019 vorgestellt worden (2). Somit können unbehandelte Patienten ohne Zirrhose sowie Patienten mit kompensierter Zirrhose mit Glecaprevir und Pibrentasvir für alle HCV-Genotypen über 8 Wochen behandelt werden. Hingegen stellte sich in einer weiteren Kohorte, nämlich bei Patienten mit akuter Hepatitis C oder kürzlich erworbener Hepatitis-C-Virusinfektion (Infektionsdauer <1 Jahr), heraus, dass eine Verkürzung der Therapiedauer um 50 % von 12 auf 6 Wochen mit Sofosbuvir und Velpatasvir mit einem geringeren dauerhaften Ansprechen assoziiert ist. Für diese Hochrisikopatienten ist eine Therapieverkürzung mit Sofosbuvir und Velpatasvir daher nicht geeignet (3). Für Patienten mit Therapieversagen auf eine Erstlinien-DAA-Therapie steht mit der Triple-Therapie, bestehend aus Sofosbuvir, Velpatasvir und Voxilaprevir, über 12 Wochen laut neuen Daten eine effektive Rescue-Therapie zur Verfügung (4). Kinder und Jugendliche sind häufig nicht ausreichend auf die Effektivität und Sicherheit einer medikamentösen Therapie untersucht. Auf dem AASLD wurden für alle 3 Therapieregime Studien zur Therapie bei Minderjährigen vorgestellt (Sofosbuvir und Velpatasvir: (5); Pibrentasvir und Glecaprevir: (6) und Elbasvir und Grazoprevir: (7)). Den Daten zufolge kann diese Population genauso erfolgreich behandelt werden wie Erwachsene. Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass eine erfolgreiche antivirale Therapie der Hepatitis C nicht nur die leberspezifische Morbidität und Mortalität, sondern auch die extrahepatische Morbidität und Mortalität reduziert. In einer Langzeitkohortenstudie mit mehr als 15.000 behandelten Patienten mit Hepatitis C konnte gezeigt werden, dass die Ausheilung der Virusinfektion das Risiko für bestimmte mikro- und makrovaskuläre Ereignisse deutlich vermindern kann (8). Praxisrelevanz & Fazit Mit einer einheitlichen Therapiedauer von 8 Wochen für alle HCV-Genotypen für Glecaprevir und Pibrentasvir bei unbehandelten Patienten ohne Zirrhose oder mit kompensierter Zirrhose wird die Therapie einfacher und damit auch weniger fehlerbehaftet. Eine maximale Verkürzung, wie sie bei Hochrisikopatienten mit Sofosbuvir und Velpatasvir für 6 Wochen untersucht wurde, zeigt dann aber die Grenzen auf, die das Therapieansprechen signifikant verschlechtert. Kinder und Jugendlichen sprechen genauso gut wie Erwachsene auf die antivirale Therapie an. Allerdings müssen für Kinder unter 12 Jahren noch die entsprechenden Darreichungsformen/Dosierungen zur Verfügung gestellt werden. Auch wenn Kinder unter 6 Jahren untersucht wurden, sollte eine Therapie erst ab dem Schulalter erfolgen, da auch in den Studien das Präparat vereinzelt nicht eingenommen wurde. Die erfolgreiche Behandlung der Hepatitis C senkt neben der leberbedingten Morbidität und Mortalität auch das kardiovaskuläre Risiko (akutes Koronarsyndrom, ischämischer Schlaganfall, Nierenversagen). Daher sollte jedem Patienten und jeder Patientin mit Hepatitis C unabhängig vom Ausmaß der Lebererkrankung eine antivirale Therapie angeboten werden. Literaturverweise: (1) Brown RS et al. AASLD 2019, Boston: LP9. (2) Archiv der HepAkademie: EASL 2019, https://hepakademie.de/easl-2019/ (3) Matthews G et al. AASLD 2019, Boston: LP2. (4) Degasperi E et al. Hepatology 2019; 70(Suppl. 1): 987A (1642). (5) Jonas MM et al. Hepatology 2019; 70(Suppl. 1): 465A (748). (6) Jonas MM et al. Hepatology 2019; 70(Suppl. 1): 934A (1551). (7) Gonzalez-Peralta RP et al. AASLD 2019, Boston: LP10. (8) Li J et al. Hepatology 2019; 70(Suppl. 1): 26A (37). Daten, Ergebnisse und Kommentare zu den genannten Quellen werden auf der Homepage der HepAkademie im Bereich Kongresse unter AASLD 2019: Therapie der Hepatitis C Direktlink zur Internetseite der HepAkademie: http://bit.ly/hep_aka Auf www.hepakademie.de finden Sie darüber hinaus weitere Beiträge der HepAkademie zu anderen hepatologischen Themen von der AASLD 2019 und früheren Kongressen, teilweise auch als eBook verfügbar. Alle Angebote sind kostenfrei.

Springer Medizin

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